Der Überlebenskampf des BZÖ

Orange. Den Verbleib im Hohen Haus will sich das BZÖ durch Stimmen von „Leistungsträgern“ sichern.

Wien. Das BZÖ kämpft in den kommenden Wochen nicht nur um Wählerstimmen, sondern vor allem um das eigene politische Überleben. In den vergangenen fünf Jahren ist die Partei stetig geschrumpft – von den ursprünglich 21 BZÖ-Abgeordneten sind gerade einmal 13 übrig geblieben. Die Turbulenzen blieben auch den Wählern nicht verborgen. Derzeit dümpelt das Bündnis in den Umfragen bei zwei bis drei Prozent herum. Als erklärte Wahlziele wurden dementsprechend ein Verbleib im Hohen Haus und „fünf Prozent plus“ angegeben.

Schaffen will das Bündnis das mit einem auf Parteichef Josef Bucher abgestimmten Wahlkampf. Denn: „Menschen wählen Menschen – und keine Parteiprogramme“, sagt Markus Fauland, der Bündniskoordinator im Gespräch mit der „Presse“. Das BZÖ will also weniger mit Themen und mehr mit der Person Bucher punkten. Mit diesem Konzept sollen Wähler aus dem Mittelstand gewonnen werden. „Wir konzentrieren uns auf das moderne bürgerliche Lager“, so Fauland. Es gehe nicht um eine spezielle Altersgruppe, sondern um die „Leistungsträger“.

Abgesehen hat es das Bündnis Zukunft Österreich damit also auf ÖVP-Wähler. Jenen, die von der Volkspartei enttäuscht worden sind, wolle man eine Alternative bieten, erklärt Fauland. Außerdem plant das BZÖ, die „bürgerlichen Nichtwähler“ anzusprechen. Die Volkspartei scheint auch thematisch der Lieblingsgegner des BZÖ zu sein. Die im Wahlprogramm enthaltenen Vorschläge zielen vorwiegend auf Klein- und Mittelunternehmer ab, außerdem will man sich einem „neuen Familienbild“ widmen. Wie diese Vorschläge genau aussehen, ist noch nicht bekannt. Das Programm wird am Freitag präsentiert. Auch die Plakatkampagne startet erst am kommenden Mittwoch.

Obwohl das BZÖ durch das Antreten des Team Stronach Stimmen verlieren wird, will man die neue Partei – zumindest offiziell – nicht als großen Gegner verstanden wissen. Das Team Stronach sei nur „ein zerfallendes Produkt“, eine „skurrile Truppe“, so Fauland.

Personeller Neustart?

Ansonsten ist das Bündnis Zukunft Österreich bemüht, sich von der Vergangenheit – Stichwort: Telekom-Affäre und Ära Haider – zu distanzieren, um von der Wählerschaft nicht damit in Verbindung gebracht zu werden. Gelingen soll das mitunter durch personelle Umstrukturierungen. Anfang dieser Woche präsentierte Bucher die BZÖ-Bundesliste, die er als „Next Generation“ bezeichnete. Tatsächlich befinden sich auf den ersten zehn Plätzen mit Bucher, Bündnissprecher Rainer Widmann und dem geschäftsführenden Kärntner Landesobmann Sigisbert Dolinschek nur drei derzeitige Nationalratsmandatare.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2013)

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