Pizzicato

Wie wär‘s mit einer neuen Lokal-Kultur?

Ein bisserl mehr angelsächsische Bar- und Self-Service-Elemente würden bei uns nicht schaden.
Ein bisserl mehr angelsächsische Bar- und Self-Service-Elemente würden bei uns nicht schaden.Greber
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Mit organisatorischen Tricks aus dem angelsächsischen Raum könnte man sich bei uns allerhand Wickel in Heurigen, Restaurants und Co. ersparen. Gästen und Bedienung wär geholfen, die Laune gehoben. Aber vielleicht sind wir dafür zu Club-Tragic-Life-ignorant.

Von Reisen ins Ausland bringt man ja manch Lehrreiches mit, wenn man mit offenen Augen durch den Tag geht und nicht autistisch in der Club-Tragic-Life-Ignorantenblase festklebt. Wie jüngst nach einem Monat gaaanz weit weg, in Australien. Bald nach der Rückkehr fragte meine Frau bei einem Heurigenbesuch, wo es wieder ewig bis zum Zahlen dauerte: „Wieso machen die das nicht wie in Australien?“ Genau: Oder wie bei den Briten, in Irland, Kanada und anderen Ländern.

Dabei ist‘s überhaupt nichts Neues und supersimpel: Du kommst, suchst an Platz, schaust auf die Karte, gehst zur Budel/Bar/Theke, bestellst und zahlst gleich. Das Essen bringt man dir, die Drinks nimmst du selbst mit, bisweilen bringt man auch diese. And that‘s it! Alles erledigt. Aufstehen und gehen nach Lust und Laune. Die Kellner zerreißt‘s nicht zwischen Bestellungsaufnehmen, Nachbestellungen, Ausliefern, Zahlen und Smalltalk. Trinkgeld kannst ja trotzdem geben.

In Down Under auch schon sehr verbreitet ist übrigens das digitale Bestellen: Auf dem Tisch ist ein QR-Code, man scannt ihn mit dem Handy, ein Programm mit der Speise/Getränkekarte erscheint, du kannst von dort aus direkt bestellen und mittels Kreditkarte und anderer Methoden zahlen. Die georderten Sachen werden gebracht. Und fertig und tschüss!

So schön...
So schön...Greber

Mit so einer Gastrokultur, die man sicher in so manchen Lokaltypen auch abseits von Pubs einführen könnte (für urbane Nobelitaliener etwa und edle Haubenhütten wär‘s eher nix) gibt‘s nie Wickl mit der Bedienung, als Gast bist nicht gebunden. (Ich erinner mich an meine Kellnerjobs bei den Bregenzer Festspielen, als ganze Tischgemeinschaften lauthals schreiend gegeneinander wetteiferten, welche zuerst zahlen kann, weil die Zeit vor der Vorstellung schon drängte. Kulturlose Szenen.) Und die Extrameter zum Bestellen an der Bar tun dir sicher gut, zumal das sozial auch ziemlich interaktiv sein kann.

Aber nun ja: Vielleicht ist man bei uns für so eine Innovation doch noch zu sehr Club-Tragic-Life. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

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