Nachhaltige Sets, Humana-Kostüme: Die österreichische Filmindustrie versucht, grüner zu werden. Doch was die großen Emissionstreiber angeht, sind Produzenten oft die Hände gebunden.
Ein heißer Tag Ende Juni im ersten Wiener Gemeindebezirk: Fahrzeuge und Container zwängen sich in eine kleine Gasse. „Dracula“ steht auf einem Anhänger. Auffällig kostümierte Vampire schwirren zum nahe gelegenen Palais Fürstenberg. In dessen Bibliothek findet, inmitten dichten Kunstnebels, eine Vampirversammlung statt. Es ist der 38. von 41 Drehtagen für die Horror-Comedy „Followers“, die erste in Österreich produzierte Amazon-Serie. In den Räumen davor herrscht Gedränge: aufgetürmte Möbel, Menschen mit Headsets, Bildschirme. Und: ein Wasserkanister mit einem Turm aus Mehrwegbechern.
Letzteres Detail mag für die Serie über eine von allerlei übernatürlichen Kreaturen bevölkerte Welt nicht sonderlich relevant scheinen. Doch es ist eines der wenigen deutlich sichtbaren Zeichen für die Produktionsbedingungen, denen man sich hier verschrieben hat: „Green Filming“ lautet das Stichwort. Und „Followers“, produziert von der Firma Rundfilm, ist keine Ausnahme: Die österreichische Filmindustrie will nachhaltiger werden.
Die Förderinstitutionen haben den Druck diesbezüglich erhöht, so muss zu jedem Kinofilm, der in Österreich gefördert wird, ein Nachhaltigkeitsbericht abgegeben werden. Seit 2023 gibt es auch Zuckerln für grüne Produktionen: Wer bestimmte Umweltkriterien erfüllt, bekommt zusätzlich fünf Prozent der österreichischen Ausgaben gefördert. Vergleichbares gibt es auch für Serien. Produzenten nehmen es dankbar an, sagt Nina Hauser vom Österreichischen Filminstitut: „Fast jedes Projekt versucht, diesen Bonus zu bekommen.“
Drehs im Grünen sind alles andere als grün
Stellschrauben, um Drehs nachhaltiger zu machen, gibt es viele. Die etablierten Produktionsweisen im Film sind nicht gerade umweltfreundlich. Da werden Hunderte Liter Diesel in Generatoren gepumpt (Drehs im „Grünen“ sind alles andere als grün), da fliegen Darsteller und Crews quer um den Globus, da setzt man bei Catering und Material auf Einweglogistik und hinterlässt Müllberge. Ganze Szenenbildkonstruktionen landen nach Drehschluss oft auf der Halde. Dahinter steckt nicht unbedingt Ignoranz, sondern finanzielles Kalkül, weiß Barbara Weingartner: „Tatsächlich ist es am billigsten, wenn man das ganze Material neu kauft, zusammenschraubt und dann wegschmeißt. Alles, was du zerlegst und lagerst, bedeutet Mehraufwand.“