Konzertreihe

MTV Unplugged: Dem Star in die Seele schauen

Das legendäre Unplugged-Konzert von Nirvana 1993 war von einer unheimlichen Todesahnung erfüllt.
Das legendäre Unplugged-Konzert von Nirvana 1993 war von einer unheimlichen Todesahnung erfüllt.Frank Micelotta Archive
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Kann man Musiker je ganz intim und verletzlich sehen? Die MTV-Unplugged-Reihe zehrte vom utopischen Glauben daran. Heute hat sie ausgedient – doch die Marke zieht immer noch: Diese Woche hat Christina Stürmer die Ehre.

I would shiver the whole night through.” Mit einem Krächzen, das in einen zarten Schrei übergeht, bringt Kurt Cobain die letzte Zeile heraus, und es ist fast unmöglich, sich dem Schauer, von dem er da singt, zu entziehen. Bis heute, rund 30 Jahre, nachdem die Aufnahme gemacht wurde: Am 18. November 1993 wurde Nirvanas „MTV Unplugged in New York“ aufgezeichnet. Knapp fünf Monate später nahm sich Cobain das Leben. Das Konzert, das nach seinem Tod auf MTV in Dauerschleife ausgestrahlt wurde, ging wohl nicht nur deshalb in die Musikgeschichte ein, weil es Cobain in einem so fragilen Moment zeigt: einen Mann in Strickweste, gezeichnet von Drogenentzug und Depression, der immer wieder unsicher zu seinen Bandkollegen zurückschaut, seine Einstiege verschluckt und zugleich eine ungemein intensive Performance hinlegt.

Das Unplugged-Konzert ist auch deshalb so kraftvoll, weil es neue Facetten von Nirvana freilegte und damit zeigte, was von dieser Band noch hätte kommen können: Zwischen Kerzen und Lilien, die Begräbnisatmosphäre evozieren sollten, spielten Nirvana damals bewusst (und zum Leidwesen von MTV) nicht ihre größten Hits wie „Smells Like Teen Spirit“, dafür einige Cover, darunter das abschließende „Where Did You Sleep Last Night“, einen alten appalachischen Folksong. Ihre eigenen Grunge-Songs verwandelten sie in unheimlichen Folkrock. So roh hatte man Nirvana noch nicht erlebt.

Es begann 1989 vergleichsweise bescheiden

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