Seit Corona boomt das Geschäft der Essenszusteller – vor allem in der Stadt und bei Jüngeren. Daran ändert auch die Teuerung nichts, im Gegenteil.
Seit Jahren prägen die Essenslieferanten, die in knallig bunten Monturen Bestellungen von A nach B bringen, das städtische Straßenbild. Im Wesentlichen beruht das Geschäftsmodell der Zusteller auf einer Unmenge von Daten, anhand derer Lieferwege, Bestellvorgänge und Arbeitszeiten möglichst effizient gestaltet werden. Nach außen geizen die Zustelldienste allerdings mit der Weitergabe ihrer Daten, was der Branche mitunter zu Recht den Ruf überschaubarer Transparenz einbringt.
Erstmals wurden nun die Bestellgewohnheiten der Österreicherinnen und Österreicher im Auftrag von Zusteller Foodora abgefragt. Der repräsentativen Befragung zufolge lassen sich 47 Prozent mindestens einmal pro Monat ihr Essen nach Hause liefern. Jeder Achte bestellt wöchentlich oder öfter.
Vor allem für Jüngere scheint die Essensbestellung via Smartphone naheliegender, als sich selbst etwas zu kochen. Zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen lassen sich ihr Essen regelmäßig liefern. Bei den 40- bis 49-Jährigen nutzt die Hälfte zumindest monatlich einen Lieferservice, in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen noch knapp ein Drittel (31 Prozent). In der Phase der coronabedingten Gastro-Schließungen hätten sich Essensbestellungen in sämtlichen Alters- und Gesellschaftsschichten etabliert, sagt Foodora-Chef Herbert Haas: „Viele Menschen haben in dieser Zeit vermehrt bestellt oder erstmals unser Service ausprobiert. Spätestens seitdem ist der grundsätzliche Trend zum Bestellen ungebrochen, und wir sehen eine positive Entwicklung auf unserer Plattform.“
Abendessen vom Zustelldienst
Monatlich verzeichnet Foodora (ehemals Mjam) laut Eigenangaben „mehrere Hunderttausend wiederkehrende Kunden“ – Tendenz steigend. Manche hätten wegen der Teuerung zwar ihre Bestellfrequenz reduziert, die Einkaufsvolumina würden sich dennoch positiv entwickeln, so Haas. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit dem Zusteller Wolt erst im Mai ein neuer Player dazugekommen ist, der in Österreich um Anteile an dem Milliardenmarkt wirbt.
Mit ein Grund für häufigere Bestellungen in Österreich sind die hierzulande restriktiven Supermarktöffnungszeiten. Vor allem an Sonn- und Feiertagen sowie spätabends lassen sich die Österreicher ihr Essen nach Hause liefern. Insgesamt betreffen rund zwei Drittel der Bestellungen bei Lieferservices das Abendessen. 30 Prozent der Bestellungen treffen zu Mittag ein, dann vielfach ins Büro.
Auch die zuletzt überproportional gestiegenen Gastropreise schrecken Kunden nicht ab, sich Essen liefern zu lassen. Acht Prozent der Befragten geben an, dass sie das Bestellen günstiger komme, als selbst zu kochen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Single-Haushalte und Wohngemeinschaften ohne Kinder. Auffällig ist ein starkes Stadt-Land-Gefälle: Jeder fünfte Wiener lässt sich sein Essen wöchentlich liefern, je ländlicher, desto geringer die Quote.