Mazda ist mit dem CX-60 zur Ehrenrettung des Dieselmotors angetreten: Sechs Zylinder, viel Hubraum, auftrumpfend beim Verbrauch.
Kurze Vorgeschichte: Japan hatte durchaus eine Liaison mit dem Dieselmotor. Aber das war in den 1970ern, als Tokio ein zweifelhaftes Renommee als Smoghauptstadt der Welt erlangte. Die Sanierung wurde drastisch durchgezogen, unter anderem mit einem weitgehenden Bann von Diesel-Pkw. Das war’s dann eigentlich in der Disziplin; den europäischen Dieselboom zwei Jahrzehnte später beobachtete man, im Wissen um das heruntergespielte Abgasthema, eher staunend.
Zwangsläufig entwickelte man für diesen Markt aufs Neue (sehr respektabel) oder kaufte Motoren zu, wie Toyota bei BMW. Das Engagement endete abrupt mit dem Dieselskandal 2015, einzig Mazda blieb bei der Sache. Die Marke ist bekannt für ihren Hang zum Querdenken, und während die Dieselzulassungszahlen im Sinkflug sind, hat man ein neues Modell mit einer komplett neuen Dieselgeneration vorgestellt. Ungewöhnlich genug, ist der neue Selbstzünder im CX-60 auch kein Beispiel für verschämtes Downsizing, sondern ein brustgeschwellter Sechszylinder mit 3,3 Litern Hubraum in Reihenbauweise. Ein solcher Motor kommt heraus, wenn man die Ingenieure tun lässt. Mit einem 48-Volt-Mildhybridsystem sind ein E-Motor mit 17 PS und ein 330-Wh-Akku mit an Bord. Dass sich Mazda auch bei der Abgasreinigung keine Blöße gibt, davon darf man ausgehen.
Ein Fünfer im Verbrauch
Den 4,75 Meter langen CX-60 kann man auch als Plug-in-Hybrid mit Vierzylinderbenziner haben, aber da sind wir nach Vergleichsfahrten ziemlich sicher, was besser passt: der Diesel. Denn das mit allen technischen Finessen ausgestattete Paket liefert eindrucksvoll: entweder 200 PS mit Heckantrieb oder 254 PS mit Allrad – in jedem Fall Kraft genug, unter Entfaltung eines recht verträglichen Betriebsgeräusches und einer herrlichen Laufruhe, wie es für Reihensechser typisch ist, und vor allem mit verblüffenden Verbrauchswerten.
Die Zahl fünf ist bei einem SUV dieser Klasse – wir sprechen von der 200-PS-Version mit Heckantrieb – wahrlich nicht zu erwarten, und doch haben wir die Testfahrten mit 5,9 Litern/100 km im Schnitt beendet. Das zeigt, was man an der Dieseltechnologie noch hätte: Effektive Effizienz statt einer nur für das Papier, wie das bei PHEVs mit ihrem hohen Ladebedürfnis oft – und gewiss im Vielfahrer- und Langstreckeneinsatz – der Fall ist.
Es wäre freilich auch kein Schaden gewesen, wäre Mazda mit dem CX-60 ein paar Jahre früher dran gewesen. Tatsächlich hat man aber den Eindruck, man hätte sich noch ein bisschen Zeit für die eine oder andere Feinabstimmung nehmen können. Die Achtgangautomatik wurde ohne Drehmomentwandler konzipiert, hier schafft der E-Motor das überbrückende Momentum, wie auch beim Anfahren, doch der Kraftschluss ist oft irritierend deutlich zu spüren – jedenfalls gemessen am Händchen, das Mazda bei der feinen Ausgestaltung des Innenraums, beim „Refinement“, des ganzen Fahrzeugs, an den Tag legt.
Auch ist die Federung für einen Alltag ohne ausgerollte Teppiche etwas zu hart geraten. Es muss ja nicht gleich Luftfederung sein, aber etwas weniger knuffig über Bodenunebenheiten wäre ein Komfortgewinn. Während wir uns über das analog gehaltene Instrumentarium zum Bedienen des Bordsystems freuen, gibt sich die Sprachsteuerung einsilbig, sie versteht nur simple Kommandos. Platz bietet der CX-60 ausreichend, allerdings auch für das Prunkstück des Motors unter der langen Motorhaube.
Es kann immer noch zeitgemäß sein, Diesel zu fahren; im CX-60 kostet das in der Topausstattung Homura 64.550 Euro. (tiv)