Polen befürchtet Tausende Wagner-Söldner im Nachbarland und droht mit der Schließung weiterer Grenzübergänge zu Belarus. Der russische Kreml verlautet unterdessen, dass noch kein Bestattungstermin für Prigoschin feststehe.
Polen und die baltischen Staaten haben von Belarus verlangt, die russische Söldnergruppe Wagner von seinem Staatsgebiet zu verbannen. „Wir haben das Regime Lukaschenko aufgefordert, die Gruppe Wagner sofort auszuweisen“, sagte Polens Innenminister Mariusz Kaminski am Montag unter Verweis auf den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Zuvor hatte sich Kaminski mit seinen Amtskollegen aus Litauen, Lettland und Estland in Warschau getroffen.
Nach polnischen Angaben sind tausende Wagner-Söldner in Belarus stationiert. Lukaschenko selbst hatte angedeutet, dass diese Zahl in Kürze auf bis zu 10.000 steigen werde. Die Kämpfer der Söldnertruppe erhalten nach Angaben des belarussischen Oppositionellen Pawel Latuschko neue Reisepässe vom Innenministerium in Minsk. Es handle sich um echte Dokumente mit neuen Vor- und Nachnamen, sagte der frühere belarussische Kulturminister am Montag der polnischen Nachrichtenagentur PAP.
Mit den neuen Dokumenten könnten die Wagner-Kämpfer beispielsweise in die EU einreisen und hier Terroranschläge verüben, so der Politiker, der im Exil lebt. Wie viele Kämpfer bereits neue Pässe bekommen hätten, sagte er nicht.
Wie geht es mit den Wagner-Söldnern weiter?
Der Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz, den russische Ermittler am Sonntag nach DNA-Tests bestätigten, hat Fragen zur Zukunft der Söldnertruppe aufgeworfen. Bis zu einer kurzzeitigen Rebellion im Juni hatte die Gruppe Wagner eine große Rolle in der russischen Offensive gegen die Ukraine gespielt. Nach Ende des Aufstands wurden die Wagner-Söldner vor die Wahl gestellt, nach Belarus zu gehen oder sich der regulären russischen Armee anzuschließen.
Die Gruppe sei „zu allem fähig“, sagte Polens Innenminister mit Verweis auf Vorwürfe gegen Wagner-Söldner, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Die Kämpfer müssten „unsere Region verlassen, das verlangt die internationale Sicherheit“, bemerkte Kaminski. Er warnte das Nachbarland zudem, dass im Falle eines „kritischen Vorfalls an der Grenze“ die noch offenen Grenzübergange geschlossen werden würden.
Die Minister der vier Länder forderten Belarus zudem auf, „sofort alle illegalen Einwanderer von den Grenzregionen zurück in ihre Herkunftsländer zu schicken“. Warschau wirft Belarus und Russland vor, neue Migrationsbewegungen nach Europa zu arrangieren, um die Region zu destabilisieren. Nach Angaben der polnischen Grenzbehörde haben in diesem Jahr bisher 19.000 Menschen versucht, von Belarus aus nach Polen einzureisen. 2022 seien es insgesamt 16.000 Menschen gewesen.
Kreml-Sprecher Peskow ist kein Begräbnisdatum bekannt
Mehrere Tage nach dem Tod Prigoschins ist das Datum seiner Bestattung weiter unklar. „Ich habe noch keine Informationen über die Beerdigung“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut Agentur Interfax vor Journalisten, die nach der Beisetzung der insgesamt zehn Opfer des Flugzeugabsturzes vom vergangenen Mittwoch fragten. „Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird sie vermutlich öffentlich gemacht werden“, fügte Peskow hinzu.
Die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin zur Beerdigung kommen werde, beantwortete Kremlsprecher Peskow nicht. Gerätselt wird auch darüber, wie groß das Begräbnis ausfallen wird, das laut russisch-orthodoxer Tradition eigentlich schon wenige Tage nach dem Tod hätte erfolgen müssen. Prigoschin war einst mit dem Orden „Held Russlands“ ausgezeichnet worden. (APA)