Interview

Reise nach Russland: Was blieb übrig von der Kunstszene?

Steht da wirklich Miru Mir? Frieden der Welt? In seiner Fragmentiertheit restauriertes altes Leuchtschild am Eingang zu einem Kunstfestival in einer alten Traktorenfabrik in der russischen Provinz.
Steht da wirklich Miru Mir? Frieden der Welt? In seiner Fragmentiertheit restauriertes altes Leuchtschild am Eingang zu einem Kunstfestival in einer alten Traktorenfabrik in der russischen Provinz. Simon Mraz
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Über zehn Jahre leitete Simon Mraz Österreichs Kulturforum in Moskau. Jetzt reiste er zurück. Von der Kunstszene, die er kannte wie wenig andere aus dem Westen, sei „kaum etwas übrig“.

Eine aufgelassene Traktorenfabrik außerhalb von Petrosawodsk, Hauptstadt der russischen Republik Karelien, 400km nordöstlich von Sankt Petersburg. Simon Mraz hatte in einer Bar von einem Kunst-Festival dort gelesen, stapfte durch Schlamm zur Industrieruine. Und dann das: Stand da in Leuchtschrift tatsächlich „Friede der Welt“? In einer Zeit, „in der Menschen in Russland verhaftet werden, nur wenn sie einen Zettel mit der Aufschrift ,Gegen den Krieg‘ in der Hand haben“? Fragte er sich. Ja. Fast stand das da, in Bruchstücken zumindest.

Manchmal muss man in die Provinz fahren, um kleine Freiheiten zu finden. In den verwaisten Fertigungshallen der Traktorenfabrik selbst fand Mraz dann die beste Ausstellung, die er „seit langem“ gesehen habe: Aufnahmen der alten Fabrik von Yuri Palmin, kombiniert mit historischen Porträts ehemaliger „Mitarbeiter des Monats“ hier, eine Generation Arbeiter, die den zweiten Weltkrieg und Stalins Herrschaft überlebt hat. „Wer von ihnen hätte sich wohl erträumen lassen, dass ihr Slogan, der Ruf nach Frieden, einmal in Russland unter Strafe gestellt würde?“, fragt sich Mraz.


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