Bilder, wie sie zuletzt aus Kairo um die Welt gingen, sind Gift für die ohnehin geschwächte ägyptische Wirtschaft.
Wien/Hd. Ägyptens Investitionsministerium sah sich am Dienstag genötigt, die negativen Schlagzeilen zu kontern: Man habe Schreiben von Toyota, Shell, Electrolux und General Motors erhalten, wonach Presseberichte falsch seien, dass diese Firmen ihre Produktion in Ägypten eingestellt hätten.
Der Konzernsprecher von Electrolux stellte dies auf Anfrage der „Presse“ richtig: Man produziere seit Montag wieder, allerdings nur eingeschränkt. Davor waren die Mitarbeiter allerdings fünf Tage aus Sicherheitsgründen zu Hause geblieben.
Die Bilder, die seit Mittwoch vergangener Woche aus Ägypten in die Welt gehen, können jedenfalls das (Rest-)Vertrauen internationaler Investoren erschüttern. Dieses hat seit 2011 ohnehin stark gelitten: „Wir hatten vor der Revolution bis zu 800 Firmen in unserer Datenbank, davon 100 bis 130 Stammkunden, jetzt sind es nur mehr 550 bis 600 Firmen“, sagt Kurt Altmann, Österreichs Handelsdelegierter in Kairo: „Unser Büro ist offen, wir sind 24 Stunden am Tag telefonisch erreichbar.“ Firmenvertretern rät Altmann, sich an die geltende Reisewarnung zu halten. So hält es etwa die Agrana, die als einer der größeren österreichischen Investoren gemeinsam mit einem ägyptischen Partner ein Werk für Fruchtzubereitungen außerhalb Kairos betreibt: „Dienstreisen nach Ägypten sind derzeit nicht erlaubt“, sagt Sprecher Hannes Haider. Die Produktion laufe aber vorerst normal weiter.
Der deutsche Henkel-Konzern hat seine Waschmittel-Produktion in Port Said eingeschränkt, den Mitarbeitern in der Zentrale in Kairo wurde freigestellt, von zu Hause aus zu arbeiten. Metro schließt seine beiden Großmärkte in Kairo bereits zwischen 16 und 17 Uhr, damit die Mitarbeiter rechtzeitig vor der Ausgangssperre nach Hause können.
Den Firmen macht vor allem zu schaffen, dass die Logistik durch die Unruhen nicht gesichert ist. Der deutsche Industrie- und Handelskammertag äußerte vergangene Woche, dass es derzeit kaum möglich sei, noch Geschäfte in Ägypten zu machen. Eine Flucht der Investoren kann das Land derzeit am wenigsten brauchen, denn die Staatskassen werden derzeit nur von einigen Golfstaaten am Leben erhalten, und der Tourismus, der nach unterschiedlichen Angaben 15 bis 20 Prozent zum BIP beiträgt, droht wegen der von immer mehr Ländern herausgegebenen Reisewarnungen völlig einzubrechen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2013)