Verdacht auf Abgabenbetrug – Grasser droht Gefängnis

GRASSER-KLAGE GEGEN REPUBLIK: GRASSER
GRASSER-KLAGE GEGEN REPUBLIK: GRASSERAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der Schlussbericht der Finanz wirft Grasser Steuerhinterziehung vor. Neben 15 Millionen Euro Geldstrafe drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser wird im Abschlussbericht der Finanzbehörde Abgabenbetrug vorgeworfen. Der Ex-Minister hat dem Bericht zufolge rund zehn Millionen Euro Einkünfte in den Jahren 2009 und 2010 nicht versteuert und dadurch 4,95 Millionen Euro Steuern hinterzogen ("Die Presse" berichtete). Da Grasser "Abgabenbetrug" vorgeworfen wird, drohen ihm im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft, berichtet das Magazin "Format" in einer Vorabmeldung. Weiters droht Grasser eine Geldstrafe in Höhe des bis zu Dreifachen des hinterzogenen Betrags, also rund 15 Millionen Euro. Zusammen mit der mutmaßlich hinterzogenen Steuer müsste Grasser also rund 20 Millionen Euro an die Finanz zahlen. Der Ex-Finanzminister hat stets alle Vorwürfe zurückgewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung. Der Abschlussbericht der Finanz wurde an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sowie an Grassers Anwalt übergeben. Der Staatsanwaltschaft obliegt nun das weitere Vorgehen.

Die Finanz hat die Konstruktionen mit Stiftungen und Firmen in Steueroasen genau durchleuchtet. Laut dem vom "Format" zitierten Schlussbericht wird Grasser deswegen Abgabenbetrug vorgeworfen, weil er Steuerhinterziehung "unter Verwendung von Scheingeschäften oder anderen Scheinhandlungen" begangen haben soll. Der Tatbestand war erst 2011 von der rot-schwarzen Regierung eingeführt worden, um Steuerhinterzieher hinter Gitter zu bringen. Da Grasser seine Steuererklärungen für 2009 und 2010 erst im März 2011 bzw. April 2012 abgegeben habe, falle er nun unter den Tatbestand des Abgabenbetrugs, so das Magazin.

"Undurchsichtiges Konstrukt"

Die Finanzbehörde werfe Grasser vor, ein "undurchsichtiges Konstrukt aus ausländischen Rechtsträgern" errichtet zu haben. Er soll "über eine die realen Gegebenheiten verdeckende Folge von Scheinhandlungen" bewirkt haben, dass die in Steueroasen geparkten Gelder in seine beiden Wohnprojekte (Babenbergerstraße, Maria Wörth) zurückflossen. Grassers Behauptungen, sein Steuerberater habe alles organisiert und er habe diesem vertraut, stoßen bei den Finanzbeamten auf Unverständnis. "Grasser besitzt überdurchschnittliches steuerliches Wissen, das er im Rahmen seiner universitären Ausbildung erworben sowie in seiner Zeit als Finanzminister der Republik vertieft hat", zitiert das"Format" aus dem Bericht.

Die Einkünfte stammen großteils von Grassers Meinl-Engagement. 4,38 Millionen Euro erhielt er von der Meinl Bank für die Vermittlung von Investoren für den Börsengang der Meinl International Power (MIP), weitere 4,57 Millionen Euro als Vorabgewinn und Dividende aus der Beteiligung an der MIP-Managementgesellschaft MPM. Grasser soll selber seinen Namen aus einem Vertriebsprovisionenvertrag gestrichen haben und durch die Briefkastenfirma Silverwater Invest &Trade ersetzt haben.

"Lukrative Erträge aus Schwarzgeldzahlungen"

Auch die halbe Million Euro für das Hypo-Investment, die laut Grasser von seiner Schwiegermutter kam, wird Grasser zugerechnet. Grassers Angaben seien unglaubwürdig. "Lebensnaher" sei es laut Finanz, dass Grasser "aus Schwarzgeldzahlungen, die ihm in den Jahren vor 2006 zugeflossen sein müssen, lukrative Erträge erwirtschaften" wollte.

(APA)

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