Mit der Gondel auf Wiens Aussichtsberg

PKSEILBAHNPROJEKT AUF DEN KAHLENBERG: JANK/BITZINGER/TILLER
PKSEILBAHNPROJEKT AUF DEN KAHLENBERG: JANK/BITZINGER/TILLERAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Eine „urbane Seilbahn“ soll tausende Besucher auf den Kahlenberg bringen. Das Projekt soll 30 Mio. Euro kosten, privat betrieben werden und ein Impuls für den Tourismus sein. Im Rathaus herrscht noch Skepsis.

Wien. Es gibt sie in London, Barcelona, Porto, Singapur und anderen Metropolen der Welt: urbane Seilbahnen. Jetzt soll auch Wien damit beglückt werden – und zwar mit einer Seilbahn auf den Kahlenberg. Eine Machbarkeitsstudie, die von der Firma Doppelmayr ausgearbeitet wurde, ist am Freitag auf dem Kahlenberg vorgestellt worden. „Der Kahlenberg mit seiner einzigartigen Aussicht ist ein Juwel und wird derzeit stiefmütterlich behandelt“, sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, die das Projekt unterstützt. „Eine Seilbahn würde ein großer Anreiz für Besucher sein.“

Die Grunddaten: Die Seilbahn soll bei der U6-Station Neue Donau starten, entlang der Donau führen, auf Höhe Kuchelau einen Knick machen (dort könnte bei Bedarf eine weitere Station errichtet werden) und dann hoch über der Donau bis hinauf zum östlichen Ende des Parkplatzes auf dem Kahlenberg führen. Streckenlänge ist sechs Kilometer, die Fahrzeit für eine Strecke knapp 20 Minuten, 63 zehnsitzige Kabinen sollen im Betrieb sein, die 1000 Personen pro Stunde befördern können. Die Kapazität könne man ausbauen. Insgesamt sei es möglich, 600.000 Personen pro Jahr zu befördern.

Die Kosten sind mit 30 Millionen Euro veranschlagt; Interesse bei privaten Investoren soll schon vorhanden sein. Josef Bitzinger, Spartenobmann Tourismus in der Kammer, sieht nur Vorteile: „Das ist ein Tourismusmagnet ersten Ranges, umweltfreundlich, geräuscharm. Zudem ist die Seilbahn eine gute Anbindung für die Modul-Uni. Sie soll aber nicht nur für Touristen interessant sein, sondern auch den Kahlenberg als Freizeitgebiet für Jogger, Wanderer und Kletterer attraktiv machen.“

Viele Genehmigungen nötig

Wie groß sind die Chancen, dass dieses Projekt realisiert wird? „Wenn die Politik will, gibt es die Seilbahn“, meint Bitzinger. Die Politik müsse mitspielen und er habe bei bisherigen Gesprächen positive Signale empfangen. Für so ein Projekt gibt es eine Reihe von Genehmigungsverfahren, die in erster Linie von den Wiener Behörden durchgeführt werden, aber auch von Bundesbehörden. Die vorgesehene Trasse führt übrigens nur über Grundstücke der Stadt, des Bundes und des Stiftes Klosterneuburg. „Private sind nicht dabei“, betont der Projektverantwortliche von der Firma Doppelmayr, Michael Bitterl, der zudem darauf verweist, dass dieses Projekt ohne öffentliche Subventionen auskommen würde.

Im Rathaus steht man dem Projekt Kahlenbergbahn noch mit einiger Skepsis gegenüber. Man müsse erst die Details sehen und welche Genehmigungen notwendig seien. Außerdem wird darauf verwiesen, dass die Route über den Biosphärenpark Wienerwald führe; möglicherweise könne dies ein Problem sein.

Es ist nicht der erste Plan, den Kahlenberg per Bahn zu erschließen. Tatsächlich gab es bereits drei Bahnen: eine Zahnradbahn auf den Kahlenberg, den „Schrägaufzug“ auf den Leopoldsberg und die „Knöpferlbahn“ auf die Sophienalpe.

Die Zahnradbahn auf den Kahlenberg von Nußdorf aus war eigentlich im Hinblick auf die Weltausstellung 1873 geplant, der Bau verzögerte sich aber, so wurde die Bahn erst im Frühjahr 1874 eröffnet. Und damit entstand ein harter Konkurrenzkampf zum „Schrägaufzug“, der ab 1873 als Zubringer zum Kahlenberghotel vom Donauufer auf den Leopoldsberg führte.

1875 kauft die Kahlenberg A.G. schließlich das Kahlenberghotel samt Leopoldsbergbahn und legt die Bahn auf den Leopoldsberg still. Die Kahlenbergbahn aber war jahrzehntelang in Betrieb, nach dem Ersten Weltkrieg aber musste dieser aus Kohlemangel eingeschränkt werden, die Bahn verfiel zusehends, 1921 schließlich fuhr der letzte Personentransport auf den Kahlenberg, im Jahr darauf wurde auch der Wassertransport eingestellt.

Auch die älteste Bergbahn Wiens, die Drahtseilbahn auf die Sophienalpe, war da schon lange Geschichte. Die „Knöpferlbahn“, das waren offene Wagen, die, ähnlich einer Kutsche, an einem Seil gezogen wurden, ist schon 1881, neun Jahre nach der Eröffnung, wieder stillgelegt worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2013)

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