Martin Luther King
Martin Luther King: ''Scheiße, er benutzt den Traum''

Am 28. August 1963 hielt US-Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King beim "Marsch auf Washington" vor 250.000 Teilnehmern seine "I have a dream"-Rede, die in die Geschichte eingehen sollte. Sie gilt heute als eine der wichtigsten politischen Reden des 20. Jahrhunderts.
Dabei sollte ausgerechnet die berühmte Passage gar nicht vorkommen.
Dabei sollte ausgerechnet die berühmte Passage gar nicht vorkommen.
(c) EPA

Der "Marsch auf Washington" war einer der Höhepunkte der Bürgerrechtsbewegung in den USA. 100 Jahre nach der Emanzipations-Proklamation (22. September 1862), mit der die Sklaverei in den Südstaaten abgeschafft wurde, versammelten sich nun Weiße und Schwarze und forderten das Ende der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten.
Martin Luther King war das Aushängeschild der Bewegung und erhielt im darauffolgenden Jahr 1964 den Friedensnobelpreis.
Martin Luther King war das Aushängeschild der Bewegung und erhielt im darauffolgenden Jahr 1964 den Friedensnobelpreis.
(c) Reuters (Joshua Roberts)

Aber zurück zur "I have a dream"-Rede. Noch in der Nacht davor rät ihm sein Berater Wyatt Walker: "Verwende diese 'I have a dream'-Zeilen nicht. Es ist abgedroschen, es ist klischeehaft. Du hast sie schon zu oft verwendet."
(c) Reuters (Brendan McDermid)

Tatsächlich hatte King die Passage schon öfters verwendet, zuletzt erst eine Woche zuvor. Daher befinden sich die zur Legende gewordenen Worte auch nicht im Redemanuskript, als sich King um 4 Uhr in der Früh schlafen legt.
(c) Reuters (Tami Chappell)

Bis er auf das Podium tritt, wird die mit Schreibmaschine getippte finale Version noch mehrmals überarbeitet. Sie ist voll mit Streichungen und Einfügungen, wie Originalseiten der Rede zeigen.
(c) Reuters (Chip East)

Kings Rede soll wie die seiner Vorredner maximal fünf Minuten dauern. Tatsächlich werden daraus 17 Minuten.
Im Bild: Martin-Luther-King-Denkmal in Washington, D.C.
Im Bild: Martin-Luther-King-Denkmal in Washington, D.C.
(c) Reuters (Jason Reed)

"Ich dachte, es war eine gute Rede", erinnert sich der Demokrat John Lewis heute. Aber sie sei nicht so gut gewesen, wie man es von King gewohnt war. Doch dann habe die King nahestehende Gospelsängerin Mahalia Jackson geschrien: "Erzähl ihnen von dem Traum, Martin."
Und das tut er: Achtmal verwendet er den Satz "I have a dream".
Und das tut er: Achtmal verwendet er den Satz "I have a dream".
(c) Reuters (Andrea Shalal-Esa)

Daraufhin legt King den vorbereiteten Text beiseite. Und setzt an: "Obwohl wir mit Schwierigkeiten heute und morgen konfrontiert sind, habe ich immer noch einen Traum."
"Scheiße", soll sein Berater Walker gesagt haben. "Er benutzt den 'Traum'."
"Scheiße", soll sein Berater Walker gesagt haben. "Er benutzt den 'Traum'."
(c) Reuters (Jason Reed)

Bis heute ist umstritten, wie spontan dieser Teil der Rede tatsächlich war. Zwar war er im Manuskript nicht enthalten, aber Zeugen wollen King am Vorabend die berühmten Worte immer wieder vor sich hinsagen gehört haben.
(c) Reuters (Kevin Lamarque)

Auch der damalige US-Präsident John F. Kennedy, der noch nie eine King-Rede gehört hatte, sieht im TV die Liveübertragung. "Er ist verdammt gut, verdammt gut", sagt er.
Und William Sullivan, Assistant Director ("Domestic Intelligence") beim FBI zollt auf seine Art King Tribut: "Wir müssen ihn als den gefährlichsten Neger der Zukunft für diese Nation betrachten."
Hier geht es zur Rede im Originalton
Und William Sullivan, Assistant Director ("Domestic Intelligence") beim FBI zollt auf seine Art King Tribut: "Wir müssen ihn als den gefährlichsten Neger der Zukunft für diese Nation betrachten."
Hier geht es zur Rede im Originalton
(c) Reuters

Der bereits erwähnte Demokratische Abgeordnete John Lewis ist übrigens der letzte noch lebende Redner des "Marschs auf Washington" im August 1963.
Im Bild: John Lewis am 23. August 2013 bei der Präsentation einer limitierten Briefmarke zur Erinnerung an den "March on Washington".
Im Bild: John Lewis am 23. August 2013 bei der Präsentation einer limitierten Briefmarke zur Erinnerung an den "March on Washington".
(c) REUTERS (© Joshua Roberts / Reuters)

Die Rede hat bis heute nicht an Strahlkraft verloren. Vor allem bei gewaltfreiem Widerstand wird sie immer wieder zitiert.
Auch während der Proteste am Tiananmen Platz in Peking im Jahr 1989 hielten einige Demonstranten Poster mit Martin Luther King und dem Spruch "I have a dream" in die Höhe.
Auch während der Proteste am Tiananmen Platz in Peking im Jahr 1989 hielten einige Demonstranten Poster mit Martin Luther King und dem Spruch "I have a dream" in die Höhe.
(c) Reuters (Arthur Tsang)