Die (ungefilterte) Medienwelt der FPÖ

PK FPOe 'POLITIK DER NAeCHSTENLIEBE': STRACHE
PK FPOe 'POLITIK DER NAeCHSTENLIEBE': STRACHEAPA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Die Freiheitlichen fühlen sich von Zeitungen und TV missverstanden. Daher produzieren sie ihre Nachrichten selbst: als Kurzfilm, Onlinemagazin oder Wochenzeitung.

Wien. Bei Pressekonferenzen betont er es immer wieder gern: Mit dem Bild, das Journalisten von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vermitteln, ist er alles andere als zufrieden. Vermeintliche Skandale würden Titelblätter füllen, tatsächliche Erfolge der Partei hingegen unter den Teppich gekehrt.

Daher haben die Freiheitlichen bereits vor einiger Zeit begonnen, ihre eigene Medienwelt aufzubauen. Und sie wächst immer weiter: Vergangene Woche präsentierte die Partei in einem Wiener Kinosaal ihren Kurzfilm „20 Jahre Österreich zuerst“, der an das Anti-Ausländer-Volksbegehren im Jahre 1993 erinnern soll. Denn die klassischen Medien würden versuchen, die Zuwanderungsströme im Land zu verheimlichen.

Vor allem aber das Internet wird von den Freiheitlichen genutzt, die Anhänger zu mobilisieren. Schließlich bietet das Netz genügend Möglichkeiten, einfach und kostengünstig viele Menschen zu erreichen. Vor knapp einem Jahr startete die Partei daher ein eigenes Magazin namens „FPÖ-TV“. Einmal wöchentlich wird die knapp viertelstündige Sendung ins Netz gestellt. Ende Juli kam auch noch ein weiteres Magazin mit Schwerpunkt EU hinzu. In einer zehnteiligen Serie wird über – und vor allem gegen – Brüssel berichtet.

Martin Graf gründet Website

Die Beiträge auf „FPÖ-TV“ stammen unter anderem auch von Andreas Mölzer, EU-Abgeordneter der FPÖ. Mölzer schreibt auch immer wieder für unzensuriert.at – eine Onlineplattform, die vom freiheitlichen Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf gegründet wurde. Sein Büroleiter Walter Asperl ist Geschäftsführer, sein Pressesprecher Alexander Höferl Chefredakteur. Offiziell hört niemand aus der FPÖ gern, dass eine Verbindung zwischen Partei und Website besteht. Ihr Ziel sei es, die Leser „mit objektiver Information auf Sachverhalte hinzuweisen, die in anderen Medien zu kurz kommen“, wird dort beschrieben. Zu lesen sind Artikel wie jüngst „Ausländische Diebe stehlen im Burgenland Edel-Holunder“ oder aber „Rot-Grün und Volkspartei lassen Mieter im Stich“.

Aber nicht nur online ist Mölzer um FPÖ-freundliche Berichterstattung bemüht. Er ist – zusammen mit dem FPÖ-Funktionär Hilmar Kabas – Herausgeber der Wochenzeitschrift „Zur Zeit“. Seine Söhne Wolf-Rüdiger und Wendelin schreiben auch regelmäßig für das Blatt. Auch hier bestreitet FPÖ-Chef Strache regelmäßig, dass die Zeitschrift parteinahe sei.

Eurofighter: Geldflüsse an FPÖ?

Auch gestern, Montag, beschwerte sich Strache über die Berichterstattung zu seiner Person. In diesem Fall kritisierte er die Zeitung „Österreich“. In einem Interview hatte Strache vermutet, die Parteispitze der Freiheitlichen habe beim Kauf der Eurofighter mitkassiert: „Ich hatte diesen Verdacht – und ich habe ihn heute noch.“ Er habe diesen Verdacht auch bei Frank Stronach, der sich damals schon mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (ehemals FPÖ und ÖVP) und Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) massiv in die Politik eingekauft habe. Die Vermutungen würden sich aber jedenfalls auf die Zeit vor Straches Antritt als FPÖ-Obmann beziehen.

„Strache geht auf volle Distanz zu Haider“, titelte „Österreich“ daher in seiner Online-Ausgabe – in Bezug auf seinen Vorgänger Jörg Haider. Für die FPÖ völlig unverständlich: Diese Aussage sei frei erfunden. Zu dieser Zeit sei nicht Haider, sondern vielmehr Susanne Riess-Passer an der Macht gewesen.

Erfreut ist jedenfalls der grüne Abgeordnete Peter Pilz über Straches „Teilgeständnis“. Der damals zuständige Verteidigungsminister Herbert Scheibner (FPÖ/BZÖ) hingegen ist empört. „So etwas Blödes muss man einmal zusammenbringen: seine eigene Partei in diesen Zusammenhang zu bringen“, meinte er am Montag.

Auf einen Blick

Die FPÖ nutzt das Internet, um ihre Sicht der Dinge den Wählern zu präsentieren: Seit einem Jahr produziert die Partei wöchentlich das Onlinemagazin „FPÖ-TV“, derzeit läuft auch eine Serie mit EU-Schwerpunkt. FPÖ-Funktionäre führen auch ein Onlineportal und eine Wochenzeitschrift.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Am Freitag hat FP-Parteichef Heinz-Christian Strache in der Wiener Lugner City den rund 15-minütigen Film "20 Jahre Österreich zuerst" präsentiert.
Politik

FPÖ-Film: "Umvolkung ist eingetreten"

Die FPÖ präsentierte den 15-minütigen Film "20 Jahre Österreich zuerst". FP-Strache will dennoch nicht von einem Ausländerwahlkampf sprechen.
Politik

Kickl: Morddrohungen gegen FPÖ auf Facebook

Kommentare wie "Hat der HC eigentlich einen Phaeton? finden sich auf der Seite "Nazis raus aus dem Parlament", berichtet der freiheitliche Generalsekretär auf.
FacebookHetze Strache fordert Konsequenzen
Politik

Strache: "Hetz-Poster gehören angezeigt"

Der FP-Chef betont, kein Funktionär seiner Partei haben sich in der rechtsextremen Facebook-Gruppe etwas zuschulden kommen lassen.
Anzeigen gegen FPoePolitiker Strache
Innenpolitik

FPÖ-Politiker angezeigt: Strache vermutet Verschwörung

Eine rechtsextreme Gruppe auf Facebook bringt die FPÖ in Bedrängnis. Strache vermutet eine Verschwörung von "diversen Medien und den Parteisekretariaten unserer Mitbewerber".
Kehrseite freiheitlichen Naechstenliebe
Leitartikel

Die Kehrseite der freiheitlichen Nächstenliebe

Die FPÖ profitiert normalerweise von negativen Schlagzeilen. Die aktuelle Facebook-Affäre hätte sie sich aber wohl lieber erspart.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.