Studie kann "geplante Obsoleszenz" nicht nachweisen

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Verkürzen Hersteller absichtlich die Lebensdauer ihrer Produkte, indem sie Schwachstellen einbauen? Die Stiftung Warentest fand keine Beweise.

Verfechter der Theorie der "geplanten Obsoleszenz" gehen davon aus, dass Hersteller gezielt Schwachstellen in ihre Produkte einbauen, um deren Lebensdauer zu verkürzen. Viele Konsumenten vermuten, dass technische Geräte heuer schneller kaputt gehen als früher. Auch die Stiftung Warentest hat sich des Themas angenommen. Beweise fanden sie jedoch keine. In der September-Ausgabe der Zeitschrift "test" schreiben die Konsumentenschützer, es fehle "der Nachweis, dass Hersteller den Murks gezielt zusammenbauen, um Verbraucher übers Ohr zu hauen." Die Stiftung Warentest stützt sich auf Tests der vergangenen zehn Jahre, bei denen sie die Haltbarkeit von Geräten wie Waschmaschinen oder Staubsaugern prüft.

Haushaltsgeräte gehen laut den Konsumentenschützern zwar immer wieder frühzeitig kaputt, allerdings heute nicht schneller als früher. Dennoch gebe es Tricks, mit denen die Hersteller ihren Umsatz ankurbeln. Dazu gehören hohe Reparaturkosten, fest eingebaute Akkus, fehlende Ersatzteile, Drucker, die fälschlich leere Patronen anzeigen oder Produkte, die sich nicht reparieren lassen. Wenig überraschend ist das Ergebnis, "dass billige Geräte oft schneller Schrott sind als teure."

"Zwei-Jahres-Rhythmus" für ein Smartphone

Ingenieure würden eine bestimmte Gebrauchsdauer einplanen und je nachdem, wie lange diese sein soll, die Bestandteile auswählen. Dies räumte auch der Experte Albert Albers - der geplante Obsoleszenz für einen "völligen Mythos hält" - in einem "Presse"-Interview ein. Stiftung Warentest nennt als Beispiel für diese Praxis unter anderem einen HTC-Servicemitarbeiter, der einem Kunden mitteilte, das Unternehmen produziere Smartphones "von der Halbwertszeit für einen Zwei-Jahres-Rhythmus". Bestätigen wollte HTC dies allerdings nicht.

Im Zusammenhang mit der "geplanten Obsoleszenz" wird immer wieder das Phoebus-Kartell von Glühbirnenhersteller genannt. Die Produzenten vereinbarten im Jahr 1924, die Brenndauer der Birnen auf 1000 Stunden zu begrenzen (>>>mehr dazu). Erst im Frühjahr hatte eine Studie für Aufregung gesorgt, die von der deutschen Bundestagsfraktion der Grünen beauftragt wurde. Demnach würden Hersteller Bauteile verwenden, die einen frühzeitigen Defekt auslösen (>>>mehr dazu).

(Red./APA)

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