IMS-Partner Innomed gibt „standardmäßig nicht aktivierte“ Datenschnittstelle in Tausenden Arztpraxen zu.
Die Affäre um den Verkauf von anonymisierten Patientendaten durch Ärzte an den Pharma-Marktforscher IMS Health ist seit Donnerstag um ein Detail reicher.
Wiens Ärztekammer veröffentlichte ein Schreiben, das die IMS-Partnerfirma Innomed an ihre Kunden verschickt hat. Innomed gehört der deutschen CompuGroup und ist einer der größten Hersteller von Software für Arztpraxen.
Aufgeschreckt durch die kritische Debatte in der Öffentlichkeit informiert das Unternehmen in dem Papier darüber, dass auch Ärzte, die gar keine Verträge über Datenlieferungen an IMS haben, über entsprechende Funktionen in ihrer Software verfügen. Diese geheimen Hintertüren zur Datenlieferung, so versichert das Unternehmen, seien jedoch „standardmäßig deaktiviert“.
Kammerpräsident Thomas Szekeres kritisiert Innomed dafür scharf und spricht von „Missbrauch“ der Ärzteschaft durch das Unternehmen, das 50 Prozent aller Ordinationen ausstattet. In einer Aussendung stellte er die Glaubwürdigkeit von Innomed zu Debatte. Zitat: „Der Beteuerung von Innomed, die Absaugschnittstelle nicht aktiviert zu haben, kann der betroffene Arzt nun glauben, oder auch nicht.“
awe