Ein Netz aus Industrie und Politik

Der Ex-Public Affairs-Manager der Telekom Michael Fischer am Donnerstag, 15. März 2012, anl. einer Sitzung des Korruptions-U-Ausschusses im Parlament in Wien.
Der Ex-Public Affairs-Manager der Telekom Michael Fischer am Donnerstag, 15. März 2012, anl. einer Sitzung des Korruptions-U-Ausschusses im Parlament in Wien.APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Die Agenturgruppe um die Media-Select spielt bis heute eine wichtige Rolle bei der Vergabe millionenschwerer Etats.

Wien/Eid. Werbung und PR – das wurde und wird nicht nur in der Telekom Austria großgeschrieben. Auch andere Unternehmen wissen um die Bedeutung eines optimalen Auftritts in der Öffentlichkeit. Neben den großen Agenturen tummeln sich auch viele kleine Firmen in diesem Feld. Eine davon: die Media-Select, die nun im Zusammenhang mit der Telekom-Affäre Schlagzeilen macht.

So klein ist die Media-Select aber nun auch wieder nicht. Zusammen mit der Omni-Media bildet sie die Media.at-Gruppe. Sie befasst sich mit Mediaplanung und der Schaltung millionenschwerer Werbeetats. Die größten Kunden waren und sind auch deren Gesellschafter: Neben der Telekom Austria sind das die Post, die PSK, die Lotterien und auch die Industriellenvereinigung – über ihre VI Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H.

Alle diese Firmen verfügten über große Werbekuchen und hätten daher eine Schaltagentur gegründet, um günstigere Konditionen zu bekommen, hieß es 2011 zur „Presse“, als damals erstmals über mögliche Verflechtungen und Geldflüsse zwischen der Telekom und der Politik über die Media-Select berichtet wurde. Verdeckte Parteienfinanzierung wurde damals vehement in Abrede gestellt.

Media.at, Media-Select und Omni-Media existieren und arbeiten noch heute. Was besonders interessant ist: Alle drei Firmen haben laut Firmenbuch ein und denselben Geschäftsführer – Michael Fischer. Er war ein wichtiges Bindeglied zwischen der Telekom und der ÖVP.

Fischer war ÖVP-Direktor, managte Finanzen und Wahlkämpfe der Partei und galt auch als Vertrauter von Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer. Der Politiker dürfte Fischer auch für eine Top-Position in der Telekom empfohlen haben. 2007 wechselte Fischer nämlich aus der ÖVP zur Telekom als Head of Public Affairs. Parallel dazu führte er bis Sommer 2011 die ÖVP-Agentur Alpha Medien Service, und er war Chef der Werbegruppe. Diese Mehrfachrolle löste schon damals – lange bevor der Korruptionsskandal aufkam– konzernintern Skepsis aus. Aber erst Ende 2011 wurde Fischer von Konzernchef Hannes Ametsreiter beurlaubt – das ist er heute noch, wie Sprecher Peter Schiefer der „Presse“ bestätigt.

Fischers Name tauchte auch im Zusammenhang mit Sponsorengeld der Telekom für den Fußballverein SV Sierning auf, bei dem Molterer engagiert ist. Außerdem ist Fischer Initiator eines Jagdklubs mit prominenten Mitgliedern, unter anderem dem Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kraftfutter fuer Funktionaere oeVPKlubklausur
New Articles

"Kraftfutter für Funktionäre" bei der ÖVP-Klubklausur

Die Volkspartei zeigt sich in Schladming "voll gelassen". Durch die Vorwürfe um angebliche Telekom-Gelder sei die Stimmung "nicht getrübt".
Schwarzgeld an die ÖVP? Lopatka "weiß davon nichts"
Innenpolitik

Schwarzgeld an die ÖVP? Lopatka "weiß davon nichts"

Interview. Der ehemalige ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka betont, dass in seiner Amtszeit Spenden korrekt verbucht worden seien.
KORRUPTIONS-U-AUSSCHUSS: HOCHEGGER
Innenpolitik

Hochegger: „Ich war dumm und naiv, ich hab's nicht hinterfragt"

Interview. Der PR-Profi spricht über die Geschäfte mit der Telekom: Geld floss in großem Stil zur ÖVP und SPÖ.
Leitartikel

Leitartikel: Österreich, politisch abgesandelt: Wie sich ein System selbst kippt

Die Justiz erzwingt einen Reinigungsprozess der politischen Parteien. Er kommt spät, ist aber auch für die Gesellschaft dieses Landes unausweichlich.
Telekom-Zahlungen: Auch SPÖ dementiert
Innenpolitik

Telekom-Zahlungen: Auch SPÖ dementiert

Während sich die Regierungsparteien gegenseitig mit Vorwürfen konfrontieren, nützt die Opposition die Gunst der Stunde. Nun sei klar, warum der U-Ausschuss abgedreht wurde, meinen die Grünen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.