Schulstart: Um 1000 Ganztagschüler mehr in Wien

Schulstart 1000 Ganztagschueler mehr
Schulstart 1000 Ganztagschueler mehr(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
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Rund 462.000 Schüler gehen ab Montag wieder in die Schule. In Wien ist die Schülerzahl an den verschränkten Schulen deutlich gestiegen.

Wien. Mit dem heutigen Schulstart müssen sich Kinder und Lehrer an einigen Schulen wohl noch etwas Staub von den Schuhen klopfen. Bis zuletzt dauerten zahlreiche Bauarbeiten an. 156 Baustellen gab es im Sommer an Wiens Pflichtschulen. Bemerkbar macht sich vor allem, dass wieder mehrere Ganztagsschulen entstanden sind – der Ausbau ist ein zentrales Ziel der Stadtregierung.

Ab heute besuchen 1000 Kinder mehr als im Jahr zuvor eine echte Ganztagsschule, bei der sich Unterricht und Freizeit abwechseln. Einerseits ist die Schülerzahl in den bestehenden Schulen gestiegen, andererseits gibt es fünf zusätzliche verschränkte Volksschulen. Der Aufwand dafür war unterschiedlich groß: Die Volksschulen Steinlechnergasse (Hietzing), Wulzendorfstraße (Donaustadt) und Kirchenplatz (Liesing) mussten neu ausgestattet und teilweise umgebaut werden. Dagegen gab es in den Standorten Kleistgasse (Landstraße) und Vorgartenstraße (Brigittenau) schon zuvor Nachmittagsbetreuung, sie wurden nun von einer offenen in eine verschränkte Form umgestellt.

Eine Ganztagsschule pro Bezirk

Mittlerweile gibt es in 18 Bezirken verschränkte Ganztagsschulen. Innere Stadt, Wieden, Mariahilf und Alsergrund stehen noch auf der To-do-Liste der Stadtregierung, denn bis 2017 soll es in jedem Bezirk zumindest eine Ganztagsschule geben. In Wieden und Mariahilf läuft die Suche nach Standorten, in Währing ist schon einer gefunden.

Der Umbau gestaltet sich aber wegen der hohen Baudichte schwierig: Damit die Volksschule Währinger Straße zur Ganztagsschule umgebaut werden kann, muss „das Schulgebäude leer gemacht werden“, erzählt wie Rolf Bellak, der zuständige Projektleiter bei der MA56. Dafür müsse aber erst ein Ersatzgebäude gefunden werden, das auch den Hort beherbergen kann. Der Hort dürfte nach dem Umbau nicht mehr weitergeführt werden – wenn Ganztagsschulen eröffnet werden, sinkt der Bedarf an Nachmittagsbetreuung: Manche Hortgruppen werden in Kindergartengruppen umgewandelt, manche geschlossen. Wobei Letzteres selten vorkomme, wie es aus der zuständigen MA10 heißt, denn die meisten Standorte sind an Kindergärten angeschlossen. Für einen Hort zahlt man im Monat rund 220 Euro, für die Ganztagsschule etwa 40 Euro weniger.

Schülerzahl

Im neuen Schuljahr besuchen in Wien 55.420 Kinder eine öffentliche Volksschule, davon gehen 17,4 Prozent in eine verschränkte und 15 Prozent eine offene Ganztagsschule. Bei der Neuen Mittelschule besuchen aktuell 5,4 Prozent der Kinder eine verschränkte Ganztagsschule, bei den AHS lediglich rund zwei Prozent. Bei der verschränkten Form wechseln sich Lernen und Freizeit ab, bei der offenen Form können Kinder für Nachmittagsbetreuung angemeldet werden.

Ganztägig und ganzjährig

Auch weitere Ganztagsschulen befinden sich schon in der Planungsphase, darunter die Wehlistraße im zweiten, die Einsiedlergasse im fünften, Hebbelplatz und Quellenstraße im zehnten sowie der Wilhelm-Kreß-Platz im elften Bezirk – wiederum allesamt Volksschulen. Außerdem soll im nächsten Jahr der Campus Hauptbahnhof eröffnet werden. Hier wird die Diskussion um Betreuungsformen ausbleiben: Die Standorte werden sowohl ganztägig als auch ganzjährig geführt. Wer seine Kinder anmeldet, wählt dieses Konzept bewusst. Insgesamt werden in den nächsten Jahren elf neue Campusstandorte gebaut. Im Fokus stehen dabei die Regionen Kagran und Stammersdorf, Stadlau, Jedlesee sowie die Bereiche Atzgersdorf, Favoriten, Aspanggründe, Gasometer-Umfeld und Wien-West. Kosten: rund 700 Millionen Euro. Übrigens: Trotz Investitionen, Neu- und Umbauten ist die Zahl der Containerklassen nicht zurückgegangen. Noch immer gibt es 215 „Klassen in Leichtbauweise“, wie die Stadt sie nennt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2013)

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