Holocaust: Neue Töne aus Teheran

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Der iranische Außenminister verurteilt via Facebook die Verbrechen des Nazi-Regimes. Präsident Hassan Rohani gratulierte den Juden zuvor zum Neujahrsfest.

Die neue Regierung in Teheran ist um eine demonstrative Kehrtwende gegenüber dem Judentum bemüht. Außenminister Mohammed Javad Zarif hat die Verbrechen der Nationalsozialisten an den Juden im Zweiten Weltkrieg verurteilt, um gleich im Nachsatz die Politik Israels zu geißeln. "Wir verurteilen das von den Nazis verübte Massaker an den Juden, und wir verurteilen das von den Zionisten verübte Massaker an den Palästinensern", hieß es am Freitag auf der Facebook-Seite des iranischen Chefdiplomaten. Dort veröffentlichte er ein Interview mit dem Nachrichtenportal Tasnim. Außerdem betonte er, dass der Iran den Holocaust nie geleugnet habe. Ex-Präsident Mahmud Ahmadinejad hat dies indessen des Öfteren nahegelegt.Er drohte Israel auch mehrmals mit der Auslöschung. im Atomstreit drohte Israel wiederum mit Angriffen gegen die islamische Republik.

Nach einem Austausch über den Holocaust im Internetportal Twitter befragt, sagte Zarif demnach, er habe auf die Frage einer Nutzerin geantwortet, die sich als die Tochter der obersten Demokratin im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, ausgegeben habe. Er hatte dort den Juden zum Neujahrstag gratuliert, und Christine Pelosi antwortete: "Vielen Dank, das neue Jahr wäre noch besser, wenn Sie die Leugnung des Holocausts durch den Iran beenden würden, Sir."

Abkehr zu Ahmadinejad

Zarif entgegnete darauf, dass der Iran den Holocaust nie geleugnet habe. Der "Iran hat das nie geleugnet. Der Mann, der das tat, ist nun abgetreten. Frohes neues Jahr", schrieb er im Hinblick auf den früheren iranischen Präsidenten Ahmadinejad. Später wurde der Eintrag leicht geändert: "Der Mann, dem nachgesagt wurde, dass er das leugnet, ist nun abgetreten."

Die jüngst zu Ende gegangene Amtszeit des iranischen Staatschefs war geprägt von israelfeindlichen Äußerungen. Teheran erkennt die Existenz des jüdischen Staats offiziell nicht an. Ahmadinejads Nachfolger Hassan Rohani ist seit einem Monat im Amt. Er ließ seither eine Abkehr von der konfrontativen Politik seines Vorgängers erkennen.Via Twitter hatte den Juden zum Neuhjahrsfest Rosh Hashanna gratuliert.

Ashton trifft Irans Außenminister

Auch im Streit um Irans Atomprogramm keimt Hoffnung auf: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton wird den iranischen Außenminister Zarif Ende September am Rande der UN-Generalversammlung in New York treffen, um die Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm wieder aufzunehmen. Das erklärte Ashtons Sprecher am Freitag.

Der neue iranische Präsident Hassan Rohani hatte am Donnerstag die Zuständigkeit für die Atomgespräche dem Außenministerium übertragen. Damit sollte der Stillstand in den Gesprächen überwunden werden. Ashton verhandelt im Namen der USA, Russlands, Chinas, Großbritanniens, Frankreich und Deutschlands. Die iranische Delegation wurde bisher vom Hardliner Saeed Jalili geleitet.

(APA/AFP/DPA)

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