Währungen: Euro wurde zum „sicheren Hafen“

Die Beruhigung der Eurokrise lässt die Europawährung strahlen.
Die Beruhigung der Eurokrise lässt die Europawährung strahlen.(c) EPA (LAWRENCE LOOI)
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Die Entspannung in der Eurokrise und die Konjunkturabschwächung in den Emerging Markets lassen Großinvestoren nun massenhaft in die Europawährung „flüchten“.

Frankfurt/Bloomberg. Investoren, die noch vor drei Jahren auf einen Zusammenbruch der europäischen Gemeinschaftswährung gewettet haben, sehen den Euro jetzt als „sicheren Hafen“. Das zeigen Daten der U.S. Commodity Futures Trading Commission CFTC, denen zufolge die 90-Tage-Korrelation zwischen Veränderungen beim Euro und einem Index für Bond- und Swaps-Risken der Citigroup erstmals seit November 2008 positiv geworden ist. Das heißt, die Währung gewinnt an Beliebtheit, während die Investoren eine Zunahme der Turbulenzen an den Finanzmärkten sehen.

Hoffen auf Ende der Rezession

Hedgefonds und andere große spekulative Investoren sehen den Euro so optimistisch wie seit 2011 nicht mehr. Zwar gab der Euro gegenüber dem Dollar nach, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi vergangenen Donnerstag sagte, die Risken für das Wachstum in der Eurozone blieben weiter abwärts gerichtet. Doch Investoren finden Trost darin, dass die Region die Rezession und die Staatsschuldenkrise offenbar langsam hinter sich lässt. Das macht den Euro interessant für Händler, die aus Schwellenländern fliehen, an denen die weltweite Konjunkturerholung derzeit vorbeigeht.

„Der Euro zeigt sich widerstandsfähig, und die Repatriierung aus den Emerging Markets spielt eine wichtige Rolle“, sagte Valentin Marinov, Leiter Europa G-10-Devisenstrategie bei der Citigroup in London. Die Bank ist der weltweit zweitgrößte Devisenhändler. Der Euro „könnte weiterhin eine Rolle als liquide Reservewährung spielen, solange das Risiko eines Auseinanderbrechens der Eurozone nicht wieder akut ist“, fügte er an.

„Der Euro wird im derzeitigen Umfeld, in dem wir eine Schwellenländerkrise haben, als sicherer Hafen wahrgenommen“, sagt Sebastien Galy, Leitender Währungsstratege bei der Société Générale in New York . „Leute, die sehr, sehr negativ in Bezug auf die Eurozone waren, sind damit sehr falsch gelegen. Diese Leute haben ihre Einstellung jetzt geändert.“

In den vergangenen sechs Monaten hat der Euro gegenüber allen Schwellenländerwährungen zugelegt, mit Ausnahme des chinesischen Yuan und des bulgarischen Lew. Gegenüber der indischen Rupie und der indonesischen Rupiah gewann der Euro jeweils über 20 Prozent und gegenüber dem brasilianischen Real rund 19 Prozent.

Die Talfahrt der Währungen von Staaten, die von Investoren als höheres Risiko betrachtet werden, beschleunigte sich am 22. August. An diesem Tag signalisierte US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, die Fed werde auf einer ihrer nächsten Sitzungen mit der Drosselung ihrer Anleihekäufe beginnen. Mit den Spannungen um Syrien verschärfte sich die Talfahrt noch. Mehr als 47 Mrd. Dollar sind seit Mai aus weltweiten Fonds abgeflossen, die in Schwellenländern investieren.

Nur Dollar war noch besser

Gegenüber einem Korb aus neun Währungen von Industrieländern hat der Euro dieses Jahr 5,2 Prozent zugelegt. Nur der US-Dollar hat sich mit einem Plus von 5,7 Prozent besser entwickelt. Die Terminkontrakte signalisieren noch mehr Gewinne für den Euro. Die Differenz der Netto-Longpositionen großer spekulativer Investoren, die auf einen Kursanstieg wetten, im Vergleich zu den Kontrakten, die auf einen fallenden Euro setzen, stieg am 27. August auf den größten Abstand seit Juli 2011. „Derzeit ist es schwierig, etwas für den Euro Negatives zu finden“, sagte Niels Christensen, Chef-Währungsstratege bei Nordea.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2013)

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