Diskriminierung: Abercrombie verliert Kopftuchstreit

Modekette Hollister
Modekette Hollisterdpa/Fredrik Von Erichsen
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Weil sich die Mitarbeiterin weigerte, ihr Kopftuch abzunehmen, wurde sie entlassen. Diskriminierung, entschied das kalifornische Bundesgericht.

New Albany/ES/AG.  Sie trug bei der Arbeit in einer Abercrombie & Fitch-Filiale im kalifornischen San Mateo ein Kopftuch. Und weigerte sich, es abzunehmen, als sie dazu aufgefordert wurde. Grund genug, um die Verkäuferin zu entlassen, fand die Geschäftsführung der US-Modekette. Begründung: Die Bekleidung würde nicht zum Modestil des Unternehmens passen.

Das ist Diskriminierung wegen Religionszugehörigkeit, entschied das kalifornische Bundesgericht. Auf Abercrombie & Fitch kommt jetzt eine Schadenersatzklage zu. Dabei bekennt sich A & F auf seiner Homepage zu "Diversity and Inclusion", also Diversität und Einbeziehung. Unterschiede in Rasse, Geschlecht, Familie, sexueller Orientierung, Arbeitserfahrung, körperlicher Voraussetzungen und Religion verstehe man als Bereicherung. Letzteres ist nun erwiesenermaßen nicht wahr. Und auch was die körperlichen Voraussetzungen betrifft, kann von Diversität keine Rede sein. 

Nur junge, schöne Menschen

Firmenchef Mike Jeffries hatte unlängst für Aufsehen gesorgt, als er verkündete, dass seine Mode nur „für die coolen Leute, die gut aussehend und dünn sind“, gemacht sei. Dementsprechend arbeiten in den Filialen von Abercrombie & Fitch und der in Europa stärker vertretenen Kette Hollister nur junge, schöne und durchtrainierte Menschen.

Im krassen Gegesatz zur glatten Fassade steht die interne Mitarbeiterpolitik. Im Jänner ist der Betriebsrat einer Hollister-Filiale in Frankfurt am Main gegen das Unternehmen vor das Arbeitsgericht gezogen. Laut der Klage würden Hollister-Mitarbeiter systematisch durchsucht, wenn sie die Filiale verlassen. Das Unternehmen begründete die Kontrollen mit einem überdurchschnittlichen Schwund von Kleidungsstücken in dem Shop.

Die Rache der Dicken?

All das hat am Coolness-Faktor von Abercrombie und Hollister gezehrt. Das bekommt der Konzern nun finanziell ganz ordentlich zu spüren. Der Gewinn von A&F ging im zweiten Geschäftsquartal um 30 Prozent auf 11,4 Mio. Dollar (8,6 Mio. Euro) zurück.

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