Deutscher Buchpreis ohne Österreicher

Deutscher Buchpreis ohne Daniel
Deutscher Buchpreis ohne Daniel(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Von den vier Österreichern auf der Longlist, darunter Daniel Kehlmann und Thomas Glavinic, hat es keiner auf die Shortlist geschafft. Nominiert sind fünf deutsche Autoren und eine Ungarin.

Keiner der vier österreichischen Autoren, die auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis vertreten waren, hat den Sprung auf die Shortlist für die renommierte Literaturauszeichnung geschafft. Thomas Glavinic, Norbert Gstrein, Daniel Kehlmann und Thomas Stangl haben heuer keine Chance auf die Literaturauszeichnung. Die sechs Finalisten für den Buchpreis sind die deutschen Autoren Mirko Bonné mit "Nie mehr Nacht", Reinhard Jirgl mit "Nichts von euch auf Erden", Clemens Meyer mit "Im Stein", Marion Poschmann mit "Die Sonnenposition" und Monika Zeiner mit "Die Ordnung der Sterne über Como" sowie die aus Ungarn stammende Terézia Mora mit "Das Ungeheuer". Das wurde am Mittwoch bekannt gegeben. Aus diesem Finalisten-Kreis wird am 7. Oktober, einen Tag vor Eröffnung der Frankfurter Buchmesse, der beste deutschsprachige Roman des Jahres gekürt.

Jury: "Kompromisskandidaten vermeiden"

"Es war eine spannende Kontroverse und kollegiale Diskussion in der Jury, in der Kompromisskandidaten vermieden wurden und sich leidenschaftliche, engagierte literarische Positionen durchsetzten", wurde Jury-Sprecher Helmut Böttiger in der Pressemitteilung zitiert. "Auf der Shortlist stehen extrem unterschiedliche Schreibweisen nebeneinander und zeigen so die Vielfalt der gegenwärtigen literarischen Möglichkeiten: lyrische Bilderwelten, große Weltentwürfe, psychologisch genau ausdifferenzierte Figurenkonstellationen. Der deutschsprachige Gegenwartsroman zeigt sich spannungsreicher denn je."

Mit drei Männern und drei Frauen herrscht Geschlechterparität auf der Shortlist. Das Themenspektrum ist breit. Reinhard Jirgl, 60-jähriger Büchner-Preisträger des Jahres 2010, schildert in seinem Science-Fiction-Roman "Nicht von euch auf Erden" die Emigration des 23. Jahrhunderts, von der Erde auf Mond und Mars ("Außerirdisch ambitioniert", befand "Die Zeit"). Marion Poschmanns "Die Sonnenposition" spielt in einem "Ostschloss", einem heruntergekommenen Barockbau, in dem eine psychiatrische Anstalt untergebracht ist. Clemens Meyer hat mit "Im Stein" ein komplexes und durchaus derbes Sittengemälde der Leipziger Rotlicht-Szene geschrieben.

In ihrem neuen, ebenso wie der Vorgänger "Der letzte Mann auf dem Kontinent" für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman "Das Ungeheuer" schickt die aus Ungarn stammende Terézia Mora ihre einstige Hauptfigur nach dem Selbstmord seiner Frau auf einen Roadtrip quer durch Osteuropa. In Mirko Bonnés Roman "Nie mehr Nacht" schlägt der 1965 geborene Autor an den Stränden der Normandie eine Brücke von der Gegenwart in die Zeit der Landung der Alliierten. Monika Zeiner (geb. 1971) erzählt in ihrem Debütroman "Die Ordnung der Sterne über Como" eine Dreiecksgeschichte, in der Jazzmusik eine große Rolle spielt.

Bekannte Namen nicht auf Shortlist

Unter jenen, die den Sprung von der Longlist ins Finale verpasst haben, finden sich neben Kehlmann ("F") mit Urs Widmer ("Reise an den Rand des Universums"), Uwe Timm ("Vogelweide") und Joachim Meyerhoff ("Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war") einige bekannte Namen.

Der heuer vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum neunten Mal vergebene Deutsche Buchpreis hat sich in den vergangenen Jahren zu einer von breiten medialen Resonanz begleiteten Literaturauszeichnung entwickelt. Die Auszeichnung ist insgesamt mit 37.500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Finalisten je 2.500 Euro.

Die sechs nominierten Romane

Mirko Bonné:

Nie mehr Nacht

Schöffling & Co., August 2013,

Reinhard Jirgl:

Nichts von euch auf Erden

Hanser, Februar 2013,

Clemens Meyer:

Im Stein

S. Fischer, August 2013,

Terézia Mora:

Das Ungeheuer

Luchterhand, September 2013

Marion Poschmann:

Die Sonnenposition

Suhrkamp, August 2013

Monika Zeiner:

Die Ordnung der Sterne über Como

Blumenbar, März 2013

2012 bekam Ursula Krechel den Buchpreis

Im vergangenen Jahr wurde die Berliner Autorin Ursula Krechel für ihren im Salzburger Verlag Jung und Jung erschienenen Roman "Landgericht" ausgezeichnet. 2005 hatte der Vorarlberger Arno Geiger für "Es geht uns gut" den ersten Deutschen Buchpreis gewonnen.

Die Jury

Die Jury besteht heuer aus Helmut Böttiger (freier Kritiker), Katrin Lange (Literaturhaus München), Ursula März ("Die Zeit"), Jörg Plath (freier Kritiker), Andreas Platthaus ("Frankfurter Allgemeine Zeitung"), Klaus Seufer-Wasserthal (Rupertus Buchhandlung, Salzburg) und Claudia Voigt ("Der Spiegel").

Von 101 Verlagen waren 164 Titel eingereicht worden. Sie müssen zwischen Oktober 2012 und September 2013 erscheinen und spätestens bei Bekanntgabe der Shortlist im Handel erhältlich sein.

(APA)

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