Katalonien: Separatisten bilden gigantische Menschenkette

Katalonien Separatisten
Katalonien Separatisten (c) REUTERS (GUSTAU NACARINO)
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Die Unabhängigkeitsbewegung der autonomen Provinz im Nordosten Spaniens gewinnt an Zulauf – wie jährlich am „Nationalfeiertag“.

Madrid/Barcelona. Hunderttausende von Menschen demonstrierten im nordostspanischen Katalonien für die Abspaltung von Spanien und „das Recht, über unsere Zukunft zu entscheiden“. Die Demonstranten formten quer durch Katalonien eine über 400 Kilometer lange Menschenkette, die von der französischen Grenze an der Mittelmeerküste und der Costa Brava bis zur südlich gelegenen Nachbarregion Valencia reichte. Das Motto der Menschenkette, die auch durch die Metropole Barcelona und sogar mitten durchs Fußballstadion Nou Camp führte, signalisierte, wohin die politische Reise der aufmüpfigen Region geht: „Der katalanische Weg zur Unabhängigkeit.“

Der katalanische Regierungschef Artur Mas, der den Abschied vom spanischen Königreich zu seinem politischen Programm machte, bekräftigte euphorisch: „Wir haben einen gut skizzierten Fahrplan, und wir werden ihn einhalten.“ Der Fahrplan des Separatisten Mas und seiner katalanischen Regionalpartei CiU sieht vor, dass im kommenden Jahr die 7,5Millionen Katalanen in einem Referendum über die Zukunft ihrer Region abstimmen sollen. Ein Vorhaben, das von der konservativen Zentralregierung in Madrid als verfassungswidrig abgelehnt wird. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy droht, alle einseitigen Abspaltungsschritte gerichtlich zu stoppen.

Den obersten Katalanen Mas und seine politischen Verbündeten schreckt dies freilich nicht ab. Sie wissen, dass ihnen die Zeit in die Hände spielt: Allen Umfragen zufolge wächst in Katalonien die Abneigung gegen Spanien. Etwa zwei Drittel der Katalanen befürworten inzwischen eine größere Autonomie ihrer industriestarken Region, die seit Jahrhunderten ihre eigene Kultur und Sprache pflegt. Die Anhänger einer radikalen Abspaltung arbeiten sich bereits an die 50-Prozent-Marke heran. Mit jeder Abfuhr von katalanische Forderungen nach mehr Selbstverwaltung wächst die Unterstützung für die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien.

Die riesige Menschenkette am katalanischen Regionalfeiertag „Diada“ lieferte eindrucksvolle Bilder vom Abschiedswillen in der Bevölkerung. Nach Angaben der Organisatoren reihten sich schätzungsweise 400.000 Menschen über mehrere hundert Kilometer in einer Schlange aneinander. Viele trugen gelbe T-Shirts und gelbrot gestreifte Fahnen mit dem Unabhängigkeitsstern. Die Protestaktion wurde von Schlachtrufen wie „Katalonien ist nicht Spanien“ begleitet.

Von Madrid stranguliert

Viele Menschen in Katalonien fühlen sich von Madrid finanziell „stranguliert“. Das wirtschaftsstarke Katalonien muss im Zuge des regionalen Finanzausgleichs einen Teil seiner Steuereinnahmen abliefern. Die Region ist zugleich sehr hoch verschuldet.

Im Vorjahr demonstrierten am katalanischen „Nationalfeiertag“ in Barcelona sogar mehr als eine Million Menschen „für einen eigenen Staat“. Der „Diada“-Tag wird von den Katalanen jedes Jahr am 11.September begangen, er erinnert an die verlorene Schlacht der katalanischen Truppen am 11.September 1714 gegen die königlichen spanischen Soldaten. Die Niederlage bedeutete das Ende der damaligen katalanischen Selbstverwaltung und die Eingliederung in das spanische Königreich.

Damals habe Katalonien mit „Messern, Bajonetten und Gewehren“ für seine Unabhängigkeit gekämpft, rief der katalanische Regionalfürst Mas seinen Anhängern zu. Heute werde mit „Demokratie, Bürgertum, friedlichem Geist und der Mobilisierung“ für die „Freiheit unseres Landes“ gekämpft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2013)

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