Die Voraussetzungen für ein glückliches Leben haben sich in Ländern wie Griechenland oder Portugal deutlich verringert.
Wien. „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard im 19. Jahrhundert. Dieser Erkenntnis dürften die Einwohner der Euro-Krisenländer viel abgewinnen können, sind sie doch derzeit einem ständigen statistischen Vergleich mit „besseren“ Staaten ausgesetzt. Zuletzt ging es bei der Vermessung sogar um das Glück selbst. Ein in dieser Woche veröffentlichter „World Happiness Report 2013“ der UNO richtete ein Hauptaugenmerk auf die Krisenländer und kam zur nicht überraschenden Erkenntnis, dass die Krise menschliches Unglück ausgelöst habe.
Spannend sind die Gründe, die von den drei Autoren, John F. Helliwell, Richard Layard und Jeffrey Sachs, für diese Entwicklung in den Krisenländern angeführt werden. Ausdrücklich betonen sie, dass der Verlust an Einkommen nicht sehr stark zum Unglück der Menschen beigetragen habe. Wichtigere Faktoren seien die eingeschränkten Möglichkeiten, das Leben selbst zu gestalten sowie das verlorene Vertrauen in das Funktionieren von Staat und Gesellschaft. Die Studie maß kein individuelles Glück, sondern erhob statistische Daten, die als Voraussetzungen für ein glückliches Leben in den untersuchten Ländern definiert wurden. In die Gesamtbewertung flossen beispielsweise die Qualität des Gesundheitswesens, das BIP pro Kopf, die Belastungen durch Korruption sowie Umfragen zum Vertrauen in Institutionen ein. Den stärksten Einbruch an Glücksvoraussetzungen aller europäischen Länder erlebte demnach Griechenland. Hier ist seit Ausbruch der Krise unter anderem das Vertrauen in das Rechtssystem dreimal so stark zurückgegangen wie in den Krisenländern Spanien, Italien und Portugal. Ein wesentlicher Faktor für die Einschränkungen in der individuellen Lebensgestaltung ist das Ausmaß der Arbeitslosigkeit. Sie hat in allen Krisenländern deutlich zugenommen.
Wenig erfolgreich waren die meisten Krisenländer laut der Untersuchung im Kampf gegen die Korruption. Sie hat sich in den letzten Jahren mit Ausnahme von Italien in allen betroffenen Ländern verstärkt. Positiv hat sich hingegen die Lebenserwartung entwickelt.
Österreich im Spitzenfeld
Österreich, das im Gesamt-Ranking Platz acht einnimmt, zählt zu den Ländern mit den besten Glücksvoraussetzungen. Sieger wurde Dänemark vor Norwegen und der Schweiz. Die Euro-Krisenländer liegen in der Liste der 156 untersuchten Staaten ein gutes Stück zurück. Abgeschlagen kommen Spanien auf Rang 38 und Italien auf Rang 45, noch weiter dahinter reihten sich Griechenland auf Rang 70 und Portugal auf Rang 85 ein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2013)