Bayern-Wahl: CSU erkämpft sich die Absolute zurück

BayernWahl erkaempft sich Absolute
BayernWahl erkaempft sich Absolute(c) REUTERS (MICHAELA REHLE)
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Seehofer kann wieder allein regieren. Die FDP fliegt aus dem Landtag – das bringt Kanzlerin Merkels CDU in Bedrängnis. Die SPD erzielte mit 21 Prozent nicht einmal einen Achtungserfolg.

Berlin. Zur „Mutter aller Schlachten" hatte Horst Seehofer die Landtagswahl in Bayern erhoben. Sollte die CSU nach dem dramatischen Absturz von 2008 den Weg zurück zur „Staatspartei" schaffen? Oder würden sich die Bayern nach 56 Jahren CSU-Dominanz bereit für einen Machtwechsel und Rot-Grün zeigen - ein Knalleffekt knapp vor der Bundestagswahl?

Seit gestern Abend steht fest: Die Revolution hat nicht stattgefunden. Die CSU schaffte nach vorläufigem Endergebnis stattliche 47,7 Prozent und somit wieder klar die absolute Mandatsmehrheit. Die Christsozialen können allein regieren, wie in alten Zeiten. „Damit ist das Jahr 2008 Geschichte", erklärte der strahlende Sieger vor seinen jubelnden Anhängern. „Wir sind wieder da". Auch wenn keine Stimmenanteile von weit über 50 Prozent mehr drin sind: Seehofer hat der Partei ihren Stolz zurückgegeben.

Die SPD erzielte mit 20,6 Prozent nicht einmal einen Achtungserfolg. Zwar ist sie in Bayern das Verlieren gewöhnt. Aber den historischen Tiefststand von 2008 mit 18,6 Prozent wollte sie weitaus deutlicher hinter sich lassen. Mit Christian Ude, der die Landeshauptstadt München seit 20 Jahren erfolgreich regiert und zuletzt von zwei Dritteln der Münchner als Bürgermeister bestätigt wurde, schienen die Sozialdemokraten das richtige Zugpferd gefunden zu haben. Aber draußen, zwischen Kühen und Bierzelt auf dem tiefschwarzen Land, konnte es keine tiefen Furchen ziehen.

>> Reaktionen der Bundesparteien

Grüne im Abwärtstrend

Einziger Trost für die SPD: Immerhin markieren die leichten Zuwächse eine Trendwende - bei den letzten Wahlgängen in Bayern war es immer nur bergab gegangen. Auch die Wahlkämpfer im Bund, Peer Steinbrück und Parteichef Sigmar Gabriel, schöpfen daraus verhaltene Zuversicht.

Zu einer echten Katastrophe wurde das Votum in Bayern für den kleinen Koalitionspartner FDP: Die Liberalen erreichten nur 3,3 Prozent und fliegen damit aus dem Landtag. An der Seite der übermächtigen CSU hatten sie aus Sicht der Wähler keinerlei positive Akzente gesetzt. Nun verloren sie fast zwei Drittel ihrer Wähler - zum größten Teil „lagerintern" an die CSU. Philipp Rösler, Parteichef der Bundes-FDP, nannte das bayerische Debakel einen „Weckruf für alle Liberalen".

Die Grünen, traditionell in Bayern eher schwach, hatten 2008 mit 9,4 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis erzielt. In Umfragen erlebten sie in in der Folge Höhenflüge bis in Sphären von 20 Prozent. Doch am Sonntag reichte es dann doch nur für enttäuschende 8,6 Prozent. Zuletzt gab es starken Gegenwind aus Berlin, wo sich die Bundespartei mit unpopulären Wahlkampfthemen wie Steuererhöhungen und „Veggie Day" in ein Umfragetief manövriert hat. Die Bayern-Grünen hatten sich der SPD fest versprochen. Um den angestrebten Machtwechsel einigermaßen realistisch erscheinen zu lassen, brauchte es einen Dritten: die Freien Wähler unter Hubert Aiwanger, der sich jede Option offengehalten hatte - auch die eines „Königsmachers" für Ude. Die in den Kommunen stark präsente Partei fiel von 10,2 auf 9,0 Prozent. Für den Umsturz zu dritt reichte es bei Weitem nicht aus.

FDP-Leihstimmen im Bund?

Den Linken (2,1 Prozent) und den Piraten (2,0 Prozent) blieb der Einzug in den Landtag verwehrt. Die neue „Alternative für Deutschland" trat in Bayern nicht an, weil ihre eurokritischen Parolen hier im Süden schon von den Freien Wählern getrommelt werden.

Welche Folgen hat das Ergebnis in Bayern für den Wahlkampf im Bund? Der CDU und Kanzlerin Merkel gibt der klare Sieg der Schwesterpartei zwar Schwung für die letzte heiße Wahlkampfwoche. Aber das Fiasko der FDP dürfte nicht wenige Unions-Anhänger dazu bewegen, ihre Stimme am Sonntag den Liberalen zu geben, um sie im Bundestag zu halten - auch wenn sie Merkel damit vielleicht empfindlich schwächen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2013)

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