Fed-Chef: Nach Summers-Absage nun Yellen Favoritin

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FedChef Nach SummersAbsage Yellen(c) REUTERS (� Gary Cameron / Reuters)
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Da auch Finanzminister Geithner nicht kandidieren will, scheint der Weg frei für die Arbeitsmarktexpertin Janet Yellen.

Nach dem überraschenden Verzicht des früheren Finanzministers Lawrence Summers ist der Weg für Janet Yellen an die Spitze der US-Notenbank Fed frei. Mit der Arbeitsmarktexpertin könnte erstmals eine Frau die mächtigste Zentralbank der Welt führen, nachdem Summer auf eine Kandidatur für die Nachfolge von Ben Bernanke verzichtete. Mit Timothy Geithner will ein weiterer Ex-Finanzminister nicht in das Rennen einsteigen. Der Dollar verlor nach Bekanntwerden von Summers Rückzug an Wert. Experten sehen dagegen Aktien im Aufwind.

"Ich bin widerstrebend zu dem Schluss gekommen, dass ein mögliches Prüfungsverfahren für mich bitter wäre", schrieb Summers in einem am Sonntagabend (Ortszeit) bekanntgewordenen Schreiben an Präsident Barack Obama. Das wäre weder im Interesse der Federal Reserve noch der Regierung. Barack Obama sagte, er akzeptiere den Rückzieher des früheren Harvard-Präsidenten.

Gegner: Summers Wegbereiter der Krise

Eine Gruppe von Senatoren - zumeist von Obamas Demokraten - wirft Summers vor, in den 90er Jahren die Deregulierung der Finanzmärkte zu forsch vorangetrieben zu haben. Gegner sehen Summers gar als Wegbereiter der Finanzkrise. Als Finanzminister unter Präsident Bill Clinton hatte er in den 1990er Jahren daran mitgewirkt, dass der Derivatemarkt unreguliert blieb. Ausgerechnet undurchsichtige Produkte aus diesem Bereich erwiesen sich als Brandbeschleuniger der Krise.

Yellen aussichtsreiche Kandidatin

Damit gilt Yellen als Top-Favoritin für die Spitze der einflussreichen Institution. Die Vize-Präsidentin der Fed ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Ihr wird jedoch nachgesagt, keinen engen Draht zum Präsidialamt zu haben. Yellens möglicher Aufstieg zur Fed-Chefin brachte den Dollar ins Taumeln. Der Euro stieg auf ein Zweieinhalb-Wochen-Hoch von 1,3382 Dollar nach 1,3292 Dollar im Schlussgeschäft vom Freitag. Yellen gelte als "eingefleischte Taube", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann - also als Verfechterin einer ultralockeren Geldpolitik. Yellen hat deutlich gemacht, dass sie im Zweifelsfall eine höhere Inflation für eine deutlich niedrigere Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen würde. Sie dürfte eher eine langsame Rückführung der milliardenschweren Anleihenkäufe der US-Notenbank bevorzugen, sagte auch Scott Frew von Rockingham Capital Advisers. "Ich rechne nun nicht nur mit Aufwind für Aktien, sondern auch mit sinkenden Zinsen, da die Fed auf dem von Bernanke eingeschlagenen Pfad bleiben dürfte", sagte Michael Yoshikami von Destination Wealth Management.



Als Nachfolger Bernankes käme auch noch Fed-Veteran Donald Kohn infrage, der nach 40 Jahren in der US-Notenbank 2010 in den Ruhestand ging. Sollte ihn Obama zur Rückkehr bewegen, wäre er mit diesem Kandidaten auf der sicheren Seite: Fachlich genießt der 70-jährige Ökonom noch immer höchstes Ansehen. Ex-Finanzminister Geithner will sich nicht um den Posten des US-Notenbankchefs bewerben. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus dem engen Umfeld Geithners. Er bleibe fest bei seiner Meinung, die er bereits im Jänner anlässlich seines Rücktritts als Finanzminister geäußert habe, hieß es.

Ein Überblick der verbliebenen drei Anwärter:

JANET YELLEN, Bernankes Stellvertreterin, ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Anders als stärker an Preiswertstabilität orientierte Geldpolitiker - sogenannte Falken - gehört die Ökonomin zum Lager der Tauben, das eher auf Konjunkturanreize setzt.
Der Afroamerikaner ROGER FERGUSON war bereits Fed-Vize und zwar von 1999 bis 2006. Als Harvard-Absolvent ist Ferguson auch fachlich über alle Zweifel erhaben, auch wenn er stärker als Banken-Kenner denn als hochkarätiger Geldpolitik-Experte gilt.
Als Nachfolger käme auch der Fed-Veteran DONALD KOHN in Frage, der nach 40 Jahren in der US-Notenbank 2010 in Ruhestand ging. Sollte ihn Obama zur Rückkehr bewegen, wäre er mit diesem Kandidaten auf der sicheren Seite: Fachlich genießt der Ökonom noch immer höchstes Ansehen.

(APA/Reuters)

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