Nach dem Debakel um einen hohen Spekulationsverlust soll die größte US-Bank für mangelhafte Risikokontrollen bestraft werden.
Das Debakel um den 6,2 Milliarden Dollar hohen Spekulationsverlust aus dem vergangenen Jahr dürfte JPMorgan Chase noch teurer zu stehen kommen. Wie mehrere US-Medien am Montag berichteten, drohen Amerikas größter Bank nun Strafen über mehr als 700 Millionen Dollar (524 Millionen Euro). Die Finanznachrichten-Agentur Bloomberg schrieb sogar von mehr als 750 Millionen Dollar.
Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien wollten das Wall-Street-Haus für mangelhafte Risikokontrollen zur Verantwortung ziehen, berichteten unter anderem das "Wall Street Journal" und die "New York Times" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Strafen könnten im Rahmen von Vergleichen noch in dieser Woche verkündet werden, hieß es. Die Bank selbst äußerte sich zunächst nicht.
Exempel
Eine Londoner Abteilung hatte den Milliardenverlust mit Derivategeschäften angehäuft. Einer der verantwortlichen Händler hatte wegen der marktbewegenden Größe der Spekulationen den Spitznamen "Wal von London" verpasst bekommen. Das Ausmaß des Desasters blieb der New Yorker Zentrale lange verborgen. Bankchef Jamie Dimon geriet unter Druck; die verantwortliche Spartenchefin Ina Drew musste gehen.
Das Kontrollgremium der Bank halbierte danach kurzerhand den Bonus für Dimon. Im Vorjahr hatte er noch eine Prämie von 20 Millionen Dollar eingestrichen, insgesamt die Spitzengage unter den Topbankern der Wall Street. Damit reduziert sich Dimons Jahresgage heuer auf 11,5 Mio. Dollar, knapp die Hälfte des Vorjahres. Der Aufsichtsrat kam überein, ein Exempel zu statuieren. Denn JPMorgan Chase hatte im vorigen Frühjahr Milliardenverluste durch eine Spekulationsblase in der Londoner Filiale eingestanden, die Dimon anfangs als „Sturm in Teekessel“ abtat.
(APA/dpa)