Studie: Eine Million E-Autos 2020 in Deutschland möglich

Die Presse
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Derzeit gelten Strom-Fahrzeuge noch als zu teuer, auch weil sie nur 150 km weit kommen. Ökonomisch am sinnvollsten sind sie für Berufspendler.

Auch ohne milliardenschwere Kaufsubventionen muss die deutsche Regierung ihr Ziel von einer Million Elektroautos im Jahr 2020 einer Studie zufolge noch nicht abschreiben. "Unter optimistischen Annahmen kann das gemeinsame Ziel der Bundesregierung und der Nationalen Plattform Elektromobilität von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 ohne Kaufförderung erreicht werden", erklärte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) am Dienstag bei der Vorlage der Studie "Markthochlaufszenarien für Elektrofahrzeuge" in Karlsruhe.

Noch im Frühjahr hatte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer die Elektroauto-Strategie der deutschen Bundesregierung scharf kritisiert. "Es sieht schlecht aus für die Elektromobilität in Deutschland", äußerte sich Dudenhöffer damals skeptisch.

Der Erfolg von Elektrofahrzeugen hänge unter anderem von der Entwicklung der Rohöl- oder Strompreise ab. Selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen seien in sieben Jahren 150.000 bis 200.000 Stromer und Plug-in-Hybride auf Deutschlands Straßen möglich, heißt es in der Studie im Auftrag der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).

Elektroauto nur für Vielfahrer rentabel

Zudem seien das Fahrzeugangebot und die Akzeptanz der Kundschaft entscheidend. "Damit Elektrofahrzeuge wirtschaftlicher als konventionelle Fahrzeuge sind, müssen sie viel gefahren werden, um die höheren Anschaffungsausgaben über die günstigeren Verbrauchs- und Wartungskosten zu amortisieren", betonten die Forscher. Bei jährlichen Fahrleistungen unter 15.000 Kilometern dominiere auch künftig der Benzinmotor, bei extremen Vielfahrern der Dieselmotor.

Wirtschaftlich am sinnvollsten seien Elektroautos für Menschen, die ihren Wagen relativ gleichmäßig täglich einsetzten. Dies sind etwa Berufspendler, die jeden Tag beispielsweise aus Vororten zum Arbeiten in die Städte fahren. Anders als oft angenommen trauen die Experten Elektroautos in den Großstädten hingegen weniger zu: "Nutzer mit Garagen oder Stellplätzen ... sind aufgrund der geringen Ladeinfrastrukturkosten - das Aufladen kann über Nacht am Hausanschluss erfolgen - unter ökonomischen Gesichtspunkten nochmals attraktiver als die sogenannten "Laternenparker", die auf eine öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind."

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte vergangene Woche bei der Eröffnung der Automobilmesse IAA in Frankfurt bekräftigt, dass sie an einen Siegeszug von Elektroautos in Deutschland glaube: "Wir alle sind überzeugt, dass die Elektromobilität eine immer größere Rolle spielen wird. Das Ziel ist und bleibt, wir wollen bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf die Straße bringen."

Auf der bis 22. September laufenden IAA stehen Hybrid- und Elektroautos im Fokus. Unter anderem zeigen BMW und Branchenriese VW eigene Stromer, bis Ende 2014 sollen 16 neue Elektro-Modelle aus deutscher Produktion bei den Händlern stehen. Noch ist der Absatz aber gering: Im August wurden in Deutschland rund 214.000 Neuwagen zugelassen, darunter 435 Stromer.

(APA/dpa)

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