Die Obduktion der Leiche des mutmaßlichen Vierfachmörders ist abgeschlossen. Die Untersuchung der in seinem Keller gefunden Waffen wird Wochen dauern.
Der mutmaßliche Vierfachmörder von Annaberg dürfte auf seiner Flucht am Dienstag von einer Polizeikugel getroffen worden sein und dabei einen Streifschuss erlitten haben. Alois H. wurde im Bauchbereich getroffen, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Das ist das Ergebnis der Obduktion, wie Michaela Schnell, Leiterin der Staatsanwaltschaft St. Pölten, am Donnerstag berichtete. In seinem Haus bei Großpriel hat H. sich schlussendlich mit einem Kopfschuss das Leben genommen. Die Obduktion der Leiche ist abgeschlossen.
In einem geheimen Raum des Hauses wurden, wie berichtet, unzählige Waffen sichergestellt. Diese werden nun genau begutachtet, die Seriennummern mit jenen aus diversen Einbrüchen verglichen. Die Untersuchung werde noch Wochen in Anspruch nehmen, sagte die Staatsanwältin.
Arsenal "übersteigt jeden erlaubten Rahmen"
Viele der Waffen könnte H. bei Einbrüchen erbeutet haben. Es besteht der Verdacht, dass der 55-Jährige für Taten verantwortlich sein könnte, die bisher der so genannten "Halali-Bande" zugeschrieben wurden. Seit etwa 2002 sind unbekannte Täter in Jagdhäuser in Niederösterreich eingestiegen, ehe schlussendlich Feuer gelegt wurde. Es könnte sein, dass die Vorfälle nicht von einer Bande, sondern von einem Einzeltäter verübt wurden, so Schnell. Dass H. Komplizen gehabt hätte, dazu gebe es bisher keine Hinweise. "Es ist noch unheimlich viel aufzuarbeiten", sagte Schnell.
Das Waffenarsenal "übersteigt zweifelsohne jeden erlaubten Rahmen um ein Vielfaches", sagte Franz Polzer, Chef des Landeskriminalamts. Eine solche Anhäufung - es handle sich in erster Linie um funktionstüchtige Langfeuerwaffen - sei nur als offiziell angemeldete Sammlung rechtens. Nur sechs seiner Waffen soll der Mann legal besessen haben.
Vierfachmord in Annaberg
Der als Wilderer verdächtigte Transportunternehmer Alois H. soll am Dienstag in Annaberg drei Polizisten und einen Rotkreuz-Sanitäter erschossen haben. Auf seiner Flucht verschanzte sich der 55-Jährige auf seinem Anwesen in Großpriel bei Melk, ein Großaufgebot von Einsatzkräften versuchte den Mann zum Aufgeben zu bringen. Schließlich wurde das Haus des Mannes nach 15 Stunden Belagerung gestürmt und die verkohlte Leiche gefunden.
Mikl-Leitner: "Besserwisserei unerträglich"
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) weist Kritik am Verhalten der Polizei bei dem Einsatzzurück. "Angesichts der kaltblütigen Ermordung von vier Einsatzkräften halte ich diese Besserwisserei für unerträglich", sagte der Politikerin am Donnerstag bei der Angelobung bzw. Ausmusterung von 187 Polizeischülern in Wien.
Mikl-Leitner hat am Mittwoch die Familien der getöteten Polizisten besucht, um ihnen ihr Mitgefühl auszudrücken und seelischen Beistand zu leisten. "Nach diesen Besuchen kann ich Ihnen ausrichten: Die Familien sehen es als respektlos und pietätlos an, wie versucht wird, die Schuld bei den Polizisten zu suchen", sagte die Innenministerin bei der Zeremonie, die mit einer Schweigeminute eröffnet wurde.
Die erschossenen Polizisten im Alter von 38, 44 und 51 Jahren hinterlassen insgesamt sechs Kinder. Der 38-Jährige gehörte der Cobra an und war der erste Beamte der Spezialeinheit, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Die Ministerin war nach eigenen Angaben am Dienstag um 4 Uhr von den Tötung der Polizisten und eines Rettungssanitäters informiert worden und stand ab diesem Zeitpunkt in permanentem Kontakt mit dem Einsatzkommando.
(APA)