Wilderer-Amoklauf: Cobra weist Kritik zurück

WildererAmoklauf Scharfe interne Kritik
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Angeblich hätten 13 statt drei Cobra-Beamte eingesetzt werden sollen. Doch wegen Sparmaßnahmen sei der Einsatzplan geändert worden. Der Sprecher der EKO Cobra weist die Vorwürfe zurück.

Zwei Tage nach dem Amoklauf eines 55-jährigen Wilderers in Annaberg (NÖ)  sind intern schwere Vorwürfe gegen die Einsatzleitung erhoben worden. Aufgrund von Sparmaßnahmen, so die Kritiker, wären lediglich drei statt der ursprünglich vorgesehenen 13 Beamten zum Einsatz gekommen. Der Wilderer hatte in der Nacht auf Dienstag drei Polizisten, darunter einen Cobra-Beamten, sowie einen Rettungssanitäter erschossen.

Bereits im Sommer sei von "Cobra-Taktikern" auf die Mängel des geänderten Einsatzplanes hingewiesen worden. Dadurch sei ein "unkalkuliertes Risiko entstanden", hieß es in einem an die Austria Presse Agentur (APA) gerichteten Mail. Diese "Gefährdung" sei von der Cobra-Führung "bewusst in Kauf genommen worden und die Rückänderung auf den ursprünglichen Einsatzplan wegen der zu erwartenden Kosten verweigert" worden.

Aus diesen Gründen habe der Wilderer nach dem Schusswechsel "nicht verfolgt werden können, da eine optimale Nachtkampftauglichkeit auf Grund von fehlenden und veralteten Nachtsichtgeräten/Gewehroptiken nicht gegeben" gewesen sei. Zusätzlich prangerte der anonyme Verfasser an, dass "auf den Cobra-Standorten nicht die entsprechende Mannschutzausrüstung vorhanden" sei, um "sich ausreichend gegen Jagdwaffen zu schützen. Einschubplatten als Schutz gegen Langwaffen sind lediglich für einige wenige Einsatzbeamte verfügbar und müssen, so wie auch in Kollapriel, unter Gefährdung vor Ort, also im unmittelbaren Gefahrenbereich, von Mann zu Mann weitergegeben werden." Die Einschubplatten für Kurzwaffen (z. B. Pistolen) seien "teilweise seit Jahren abgelaufen, jedoch in Verwendung".

Detlev Polay, Sprecher des EKO Cobra, wies die Vorwürfe zurück: "Durch die Kaltblütigkeit des Täters und sein überaus brutales und rücksichtsloses Vorgehen haben die angesprochenen Themen keinerlei Relevanz für die Auswirkungen. Es lag im vorliegenden Fall ein gemeinsam entwickeltes Einsatzkonzept vor, das allen eingesetzten Bediensteten bekannt war. Dieses basierte auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Aufgrund der äußeren Gegebenheiten, also Umgebung, Uhrzeit und Witterung, lag der Fokus der Ermittlungen auf dem Fahrzeug."

Der Einsatz sei zwei bis drei Wochen geplant gewesen, man wusste, dass der Wilderer Anfang September unterwegs sein wird. Auch die Ausrüstung sei auf dem aktuellen Stand. Für jede Einsatzkraft stehe eine beschusshemmende Weste zur Verfügung, so Cobra-Sprecher Detlef Polay, schusssichere Westen gebe es nicht. „Die Ausrüstung wäre dann so schwer, dass man sich nicht mehr bewegen könnte“, so Polay. Die verwendete Ausrüstung war fünf Jahre alt, mit einer Gewährleistung von zehn Jahren. Österreichweit gibt es 451 Cobra-Kräfte, 430 davon seien ständig verfügbar.

(APA)

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