Was auch immer bei der Hausdurchsuchung bei „Spar" passiert ist: Die angebliche „Spionage-Software" funktionierte jedenfalls nicht.
[WIEN/rie] Demnächst werden wohl wieder Beamte der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und des Bundeskriminalamts (BKA) bei „Spar" anklopfen. Die Untersuchungen gegen die Lebensmittelkette wegen des Verdachts auf Preisabsprachen ist nämlich alles andere als abgeschlossen. Und schuld daran ist ausgerechnet die eingesetzte „Spionage-Software", wie sie Firmenchef Gerhard Drexel bezeichnet: Sie hat nämlich nicht funktioniert. „Wir konnten die Festplatten nicht kopieren", bestätigt man der „Presse" bei BWB und BKA.
Um die eingesetzte Software osTriage gibt es eine heftige Kontroverse: Für „Spar" handelt es sich um eine „Spionage-Software, die nicht einmal bei einem Gewaltverbrechen eingesetzt werden darf". Laut Polizei und IT-Experten ist osTriage dagegen eine übliche Forensik-Software, die weltweit verwendet wird. Zweck der Software: Sie analysiert Computer, u. a. um den Speicherort von Daten zu finden. Erst dann werden - mithilfe einer anderen Software - diese Daten kopiert.
Volksanwaltschaft prüft
Bei der „Spar"-Hausdurchsuchung kam es dazu nicht. Man habe lediglich „Papierunterlagen mitgenommen", so ein Beamter, weil osTriage nicht funktionierte.
Laut Spar entstand durch die Software jedenfalls ein Schaden von mehr als einer Million Euro, weil man bei 25.000 Endgeräten „diverse IT-Komponenten" austauschen musste. Um welche IT-Komponenten es sich dabei handelte, wollte der Lebensmittelkonzern „aus Gründen der Risikominimierung" nicht sagen.
Laut Spar wurde bei der Durchsuchung eines Laptops eines Mitarbeiters auch ein Passwort-Cracker eingesetzt. Damit wollte die Behörde offenbar „tiefer in das IT-System eindringen" und „sämtliche persönliche Passwörter des Mitarbeiter (Onlinebanking, Facebook) knacken".
BKA und BWB weisen alle Vorwürfe, ungesetzlich vorgegangen zu sein, zurück. Jetzt will die Volksanwaltschaft die Causa untersuchen.
("Die Presse", Print-Ausgabe vom 21.9.2013)