Sie war Präsidentschaftskandidatin und Landesparteichefin. Nun kämpft Barbara Rosenkranz darum, dass dieses Land „eines der Österreicher“ bleibt.
Korneuburg. „Am Anfang hab ich mir gedacht: Der Stronach könnt' was sein. Dann hab ich ihn im Fernsehen gesehen, und er hat nur von Wirtschaft, Wirtschaft und Wirtschaft geredet. Damit kannst dich putzen“, meint der Pensionist Ernst Neuwirth. Ob er es nicht einmal mit der FPÖ versuchen wolle, fragt Barbara Rosenkranz. „Ich weiß zu wenig von eurem Programm“, erwidert Herr Neuwirth. „Lassen Sie es mich in einem Satz zusammenfassen“, sagt Rosenkranz: „Österreich steht bei uns an erster Stelle.“
Rosenkranz wirbt auf dem Wochenmarkt in Korneuburg um Stimmen. Sie verteilt Flyer, Kugelschreiber, Feuerzeuge an die Marktbesucher und Standler. Nur den türkischen Gemüsehändler lässt sie aus. Es ist ein Heimspiel für die FPÖ-Kandidatin, die unweit von hier zuhause ist. „Ihr Mann kommt heute eh noch vorbei“, sagt eine Marktfrau zu ihr. Und eine andere meint: „Sie war die Einzige mit Hirn in der Landesregierung.“ Nur wenige lehnen Rosenkranz' Präsente ab. Es sind allerdings auch nicht viele Leute unterwegs, an diesem regnerischen Freitagvormittag.
Rosenkranz hat ihr Mandat im Nationalrat de facto sicher. Bundespolitisch war sie nach der Bundespräsidentenwahl 2010 abgetaucht. Damals – sie erreichte 15,2 Prozent – hatte es massive Proteste gegen sie gegeben, nicht zuletzt, weil sie sich kritisch über das Verbotsgesetz geäußert hat. „Ich hätte sagen können, was ich wollte, man hätte immer was gefunden. Man hat sich eben vorgenommen, das mit mir zu machen. Das war eine unglaubliche Propaganda“, sagt sie heute. Mehr will sie dazu nicht mehr sagen. Wie auch nicht zu ihrer Ablöse als Landesparteichefin nach der Landtagswahl in diesem Jahr. Außer: „Ich wollte meiner Partei damit eine Zerreißprobe ersparen.“ Sie schaue lieber nach vorn. Denn es gehe um das Land.
Wozu das Land ausgerechnet Barbara Rosenkranz braucht? „Damit es eines der Österreicher bleibt.“ Wer gedacht hat, dass die FPÖ heuer keinen expliziten Ausländerwahlkampf führt – Rosenkranz führt ihn. Später, im Zentrum von Stockerau, wird sie eine Herrenrunde in ihren Ansichten zum Verdrängungswettbewerb bestätigen: „Ein Österreicher kostet 30 Euro die Stunde. Ein Tscheche nur zehn.“ Wiewohl diese auch fleißig seien, fügt sie hinzu.
Zu viele (Asyl-)Zuwanderer
Es gebe über die Asylschiene eine große Anzahl illegaler Einwanderer, meint Rosenkranz. „Pro Kopf mehr als in den USA.“ Viele Zuwanderer seien zwar gut integriert. „Aber es ist alles eine Frage der Anzahl.“ In Wien sei der kritische Punkt erreicht.
Auf dem Rückweg vom Markt in Korneuburg bleibt sie dann doch kurz beim türkischen Standler stehen. „Da haben wir früher eh schon was hergelegt, oder?“, fragt sie ihren Begleiter. Dieser nickt unsicher. Sie gehen weiter.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2013)