Prammer bleibt – trotz Krebsdiagnose

Prammer bleibt
Prammer bleibt (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Nationalratspräsidentin Barbara Prammer macht ihre Krebserkrankung öffentlich und kehrt ab sofort in ihr Amt zurück. Nach der Wahl will die 59-Jährige erneut kandidieren.

Wien. „Ja, ich habe Krebs.“ Mit diesen Worten eröffnete Barbara Prammer am Dienstag eine Pressekonferenz im Parlament. Es war ihr erster Auftritt seit der Diagnose vor zwei Wochen, danach hatte sich die Nationalratspräsidentin vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Die Nachricht sei „eine Zäsur“ gewesen, „ein schwerer Schock, den ich zuerst einmal verkraften und verarbeiten musste“, sagte Prammer, die man selten so emotional erlebt hat. Ein „Anlass, um aufzugeben“, sei diese Erkrankung aber nicht, im Gegenteil: „Ich werde kämpfen, und ich werde meine politische Arbeit fortsetzen.“

In das parlamentarische Tagesgeschäft steigt die Präsidentin sofort wieder ein. Heute, Mittwoch, wird sie die von der FPÖ beantragte Sondersitzung des Nationalrats leiten. Wenn die SPÖ nach der Wahl am kommenden Sonntag stärkste Partei bleibt, will die 59-Jährige erneut als Parlamentspräsidentin kandidieren.

Auf dem Podium neben Prammer hat Christoph Zielinski Platz genommen, der Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie am Wiener AKH, von dessen Team sich die SPÖ-Politikerin behandeln lässt. Zielinski versicherte, dass die Nationalratspräsidentin trotz ihrer Erkrankung in der Lage sei, ihrer Tätigkeit „uneingeschränkt“ nachzukommen.

Die Ärzte sind zuversichtlich

„Dass wir hier sitzen, ist ein Beweis für den medizinischen Fortschritt“, sagte der Onkologe. Krebs sei zu einer chronischen Erkrankung geworden. „Es ist heute möglich und auch wichtig, die Erkrankten in ihren Familien und in ihrem Arbeitsprozess zu belassen und eine Therapie anzubieten, die ein normales Leben ermöglicht.“

Darüber hinaus, erklärte Zielinski, könne man heute jeder Krebsbehandlung „durchaus mit Zuversicht ins Auge blicken“. Das gelte nicht nur für die Nationalratspräsidentin, sondern „für alle Menschen in Österreich“.

Die erste Einheit ihrer Therapie hat Prammer in der Vorwoche bereits hinter sich gebracht: „Ich habe sie gut vertragen, fühle mich gut und in den besten Händen.“ Über die Krebsart äußerte sich die Parlamentschefin auf Anraten ihrer Ärzte nicht: „Das ist Teil meiner Privatsphäre, die ich wahren möchte.“

Generell habe sie aber kein Geheimnis aus der Diagnose machen wollen, allein schon „aus Verantwortung meinem Amt gegenüber“. Mit ihrem Outing wolle sie der Stigmatisierung von Krebspatienten entgegentreten. „Ich bin kein Einzelfall“, gab Prammer angesichts von rund 40.000 krebskranken Menschen in Österreich zu bedenken. „Vielleicht kann ich ja dem einen oder anderen Mut machen.“

Dann bedankte sie sich bei ihrer Familie, ihrer Partei und ihren Mitarbeitern, bei den Kollegen im Nationalratspräsidium, insbesondere beim Zweiten Präsidenten Fritz Neugebauer (ÖVP), der sie in der Sondersitzung vergangene Woche vertreten hatte, und bei der Bevölkerung, aus der sie viel Unterstützung erhalten habe. „Das hat mir sehr viel Kraft gegeben.“

In den Wahlkampf wird sich Prammer, die SPÖ-Spitzenkandidatin in Oberösterreich ist, aber nicht mehr einbringen. Sie wolle sich um die Arbeit im Hohen Haus kümmern, wo sich am Wahlabend alle Parteien und Medien einfinden werden. „Da gibt es genug zu tun.“ An der Schlusskundgebung der SPÖ am Freitag in Wien werde sie aber teilnehmen.

„Wer lebt schon ohne Risiko?“

Am Tag nach der Wahl wird am Parlamentsgebäude wieder der Pink Ribbon angebracht, ein Solidaritätszeichen anlässlich des Internationalen Brustkrebstages. Sie sei froh, dass es diese Tradition schon seit einigen Jahren gebe, sagte die Nationalratspräsidentin. Sonst würde man die rosafarbene Schleife womöglich noch mit ihr in Verbindung bringen. Und darum gehe es bestimmt nicht.

Ein Risiko bleibe natürlich, das sei ihr vollkommen bewusst, sagte Prammer, noch einmal persönlich werdend. „Aber wer lebt schon ohne Risiko?“ (pri)

ZUR PERSON

Barbara Prammer ist seit 2006 Präsidentin des Nationalrats. Sie wurde als erste Frau in dieses Amt gewählt. Davor war die 59-Jährige Zweite Nationalratspräsidentin (von 2004 bis 2006), stellvertretende Klubchefin der SPÖ im Nationalrat (von 2000 bis 2004), Frauenministerin (von 1997 bis 2000) und Landesrätin für Wohnbau und Naturschutz in Oberösterreich (von 1995 bis 1997). Seit 1995 ist Prammer auch stellvertretende Bundesparteivorsitzende der SPÖ.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2013)

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