Ein kanadischer Finanzdienstleiter will den Smartphone-Hersteller für rund fünf Mrd. Dollar übernehmen. Blackberry leidet bereits seit Längerem unter zahlreichen Problemen.
Toronto/Wien. Es ging schneller als gedacht. Erst im August dieses Jahres hatte sich der unter Druck geratene Smartphone-Hersteller Blackberry selbst zum Verkauf angeboten. Ein erstes – und vielleicht auch letztes Angebot – könnte das vorläufige Schicksal des einst beliebten Handyherstellers nun besiegeln.
Ein Konsortium unter Führung des in Europa eher unbekannten Finanzdienstleisters Fairfax hat 4,7 Mrd. Dollar für den kanadischen Konzern geboten. Blackberry hat bis zum 4. November Zeit, bessere Angebote einzuholen. Dass ein solches einlangt, wird von vielen allerdings bezweifelt. Fairfax wird die kommenden Wochen dafür nutzen, die Bücher von Blackberry eingehend zu prüfen. Ginge der Verkauf durch, würde binnen kurzer Zeit der zweite renommierte Handykonzern von der Bildfläche der Investoren verschwinden. Denn erst vor Kurzem hat der US-Konzern Microsoft die Handysparte des früheren finnischen Handygiganten Nokia geschluckt.
Den Plänen zufolge will Fairfax die Kanadier von der Börse nehmen und das Unternehmen außerhalb des Blickfelds des Kapitalmarktes sanieren. Ähnlich wie Michael Dell dies mit seinem gleichnamigen Computerkonzern Dell tut. „Das ist vermutlich der bestmögliche Ausgang unter diversen unattraktiven Optionen für Blackberry“, sagt Jack Gold von J. Gold Associates. Fairfax ist bereits mit einem Anteil von zehn Prozent an Blackberry beteiligt. Die treibende Kraft hinter dem Versicherer nennt sich Prem Watsa, hat indische Wurzeln und wird gern als der kanadische Warren Buffett bezeichnet. 2011 sprang Watsa etwa für die Bank of Ireland in die Bresche, um sie vor einer Verstaatlichung zu retten.
Absatz weit hinter Apple
Blackberry leidet bereits seit Längerem unter zahlreichen Problemen. Vor Jahren schon verpasste man die Markteinführung des Touchscreens, ein völlig überarbeitetes Betriebssystem kam erst im Jänner dieses Jahres auf den Markt. Während Blackberry wichtige Umbrüche verschlief, sogen Apple und Samsung den Markt nachhaltig auf. Das führte dazu, dass deren Marktanteile zulegten, jene von Blackberry aber kontinuierlich sanken.
Für Ungemach sorgten zuletzt auch die Zahlen zum zweiten Quartal. Der Umsatz fiel mit 1,6 Mrd. Dollar deutlich schlechter aus als von Analysten erwartet. Zusätzlich gingen im gesamten Quartal lediglich 3,7 Millionen Geräte über den Ladentisch.
Zum Vergleich: Apple verkaufte bereits in den ersten Tagen der Markteinführung seiner neuen iPhones neun Millionen Stück. Dass auch Blackberry kürzlich ein neues Telefon vorstellte, ging jedoch eher unter. Wohl auch, weil der Verlust von 995 Mio. Dollar den Abbau jedes dritten Mitarbeiters notwendig machte. Schon im Vorjahr mussten rund 5000 Angestellte gehen. Die Aktie hat sei Jahresbeginn ein Viertel ihres Werts verloren. (ag./nst)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2013)