In New York stieß die Charmeoffensive des Iran an seine Grenzen.
Am Ende hatte Hassan Rohani wohl doch Angst vor der eigenen Courage. Womöglich fehlte ja auch der Sanktus des obersten Führers, Ayatollah Ali Khamenei. Wegen des komplizierten Prozedere, so das Weiße Haus, sei der symbolisch aufgeladene Handschlag des iranischen Präsidenten mit Barack Obama am Rand der UN-Generalversammlung nicht zustande gekommen.
Schuld war angeblich auch der Alkohol: Weil Gastgeber Ban Ki-moon alkoholische Getränke kredenzen ließ, blieb Rohani dem Empfang des UN-Generalsekretärs fern. Schon einer seiner Vorgänger, Mohammed Khatami, war dem US-Präsidenten – damals Bill Clinton – aus dem Weg gegangen, obwohl der ihm die Hand ausgestreckt hätte. Auf niedriger Ebene versuchen sich nun die Außenminister beider Länder als Eisbrecher.
Außer hehren Worten und einer vollmundigen Ankündigungspolitik bleibt von Rohanis Charmeoffensive vorerst nichts als heiße Luft. Die Verhandlungen in New York, Genf und bei der Atomenergiebehörde in Wien werden tatsächlich zeigen, wie ernst es Teheran mit seiner Kehrtwende meint. Wie die Dinge liegen, sind die Differenzen im Atomstreit schwerwiegender, als es der Iran glauben machen möchte. Solange die Modalitäten für ein Gespräch auf höchster Ebene zu kompliziert sind, ist Skepsis angebracht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)