Der hemdsärmelige Kanzler: Zu schön, um wahr zu sein?

ORF Wahlfahrt Kanzler Werner Faymann Hanno Settele
ORF Wahlfahrt Kanzler Werner Faymann Hanno Settele(c) ORF
  • Drucken

Im letzten Teil der ORF-Serie "Wahlfahrt" fuhr ORF-Journalist Settele Kanzler und Vizekanzler durchs Land. Am Schluss machte der Mercedes schlapp.

Am Mittwochabend ging die dreiteilige ORF-Sendung "Wahlfahrt" zu Ende. Ein letztes Mal kutschierte Chauffeur und ORF-Journalist Hanno Settele Politiker durchs Land. Diesmal nahmen SP-Kanzler Werner Faymann und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger neben ihm im schwarzen Mercedes 280, Baujahr 1978, Platz.

Kanzler Faymann gab gleich zu Beginn zu, nicht so gern mitzufahren. Das war auch seiner Körpersprache anzusehen, er saß den längsten Teil der Fahrt zusammengesunken im Sitz. "Ich hätte viel lieber etwas gearbeitet im Auto", sagte er und fügte abwiegend hinzu: "Ich hoffe, ich habe Sie nicht beleidigt". Vizekanzler Spindelegger wiederum gestand, vor einiger Zeit in Wien eine Parksünde begangen zu haben. Sein Fehler: Er hatte zwar einen Parkschein hinter der Windschutzscheibe, aber einen alten, ungültigen. Spindelegger konnte sich den Seitenhieb in Richtung des roten Wien nicht verkneifen: "Die neuen, die schon viel mehr Geld kosten, nämlich 66 Prozent, hatte ich noch nicht und deswegen habe ich ein Strafmandat bekommen".

Die ersten Autos

Sowohl Faymann als auch Spindelegger erzählten, dass ihr erstes Auto ein VW Käfer gewesen sei. Spindeleggers war himmelblau, Faymanns weiß."Ich mache keine Spielchen"

Als Settele Spindelegger mit einer Frage aus Twitter konfrontiert - "Würde Spindi bei Werner im Taxi mitfahren?" (Faymann jobbte einst als Taxler) - hatte Spindelegger sichtlich Probleme, sich dieses Bild vorzustellen. Er betonte stattdessen sein "konstruktives Arbeitsverhältnis" mit dem Kanzler. "Ich glaube, dass ich ein mehr hirnorientierter Mensch bin", sagte Spindelegger dann auf die Frage, was ihn von Faymann unterscheide. Der VP-Chef gab wenig Persönliches von sich preis und flüchtete sich immer wieder in Wahlparolen. Er pries dann etwa die "Entfesselung der Wirtschaft". "Ich bin wie ich bin", sagte er ein wenig trotzig, nachdem Settele wissen wollte, ob er im Wahlkampf authentisch rüberkomme. Wie er Dampf ablasse? "Ich bin ja kein Druckkochtopf", antwortet der Vizekanzler eher humorlos.

ORf Wahlfahrt Michael Spindelegger Hanno Settele
ORf Wahlfahrt Michael Spindelegger Hanno Settele(c) ORF (Roman Zach-Kiesling)

Faymann gab hingegen zu, dass er schlecht beim Eislaufen sei. "Da wirke ich sehr unsicher und wackelig."
Als er ein Geschicklichkeitsspiel geschenkt bekam, lehnte er es allerdings ab, damit zu spielen,  "aber ich bedanke mich und schenke es meiner Tochter." Seine Tochter sei zehn Jahre alt, erklärte der Kanzler. Und fügte hinzu: "Ich bin schon 53 und mache solche Spielchen nicht".

"Nicht, dass wir etwas Verbotenes machen"

Kurz vor Ende der Sendung stieg dann Günther Platter, der Tiroler VP-Landeshauptmann, bei Spindelegger zu. Es entspann sich ein Dialog, der wie aus einem Tourismus-Prospekt für das schöne Bundesland Tirol klang. Letztlich monierte Platter aber, dass es wohl nicht in Ordnung sei, dass er am Rücksitz nicht angegurtet fahren müsse. "Doch, beim Oldtimer brauche ich hinten keine Gurte", klärte ihn Settele auf. "Das ist rechtlich in Ordnung", fügte auch Spindelegger hinzu. "Nicht dass wir irgendetwas Verbotenes machen."

Das tatsächliche Ende der "Wahlfahrt" wirkte dann wie aus einem SPÖ-Werbefilm. Chauffeur Settele konnte den Mercedes plötzlich nicht mehr starten. Daraufhin zeigte sich der Kanzler hemdsärmelig - wie zuvor schon der Vizekanzler beim Öl-Nachfüllen an einer Tankstelle. Faymann stieg aus und half, mitanzuschieben. "Das Ende einer Dienstfahrt", sagte Settele amüsiert. "Das war nicht geplant", verabschiedete er sich vom Kanzler, der in einen Dienstwagen umstieg. Der Mercedes wurde indes abgeschleppt. Dieses Abschluss-Bild war eigentlich zu schön, um wahr zu sein.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wahlfahrt Glawischnig legt Panzer
Politik

"Wahlfahrt": Glawischnig legt Panzer ab, Strache nicht

In Folge zwei der ORF-Sendung offenbarte Grünen-Chefin Glawischnig ihre Vorliebe fürs Putzen, FP-Chef Strache blieb bei seinen Wahlkampfparolen.
ORF Wahlfahrt Hanno Settele Frank Stronach
Politik

ORF-"Wahlfahrt": Wenn die Politiker menscheln

Der ORF kutschierte die ersten Spitzenkandidaten durch die Gegend. Die Wohlfühlatmosphäre trügt, die Fettnapfgefahr für die Politiker ist groß.
TVKritik Elvis lebt heisst
TV-Notiz

TV-Kritik: Elvis lebt! Er heißt jetzt Frank

Darf Politik zur Unterhaltung verkommen? Wenn, dann so. Die ORF- „Wahlfahrt“, das Beste seit Langem.
bdquoEntschleunigterldquo Wahlkampf ORFOldtimer
TV-Notiz

„Entschleunigter“ Wahlkampf im ORF-Oldtimer

Hanno Settele geht ab heute mit Spitzenkandidaten auf „Wahlfahrt“. Die Werbung für den ORF übernahm Frank Stronach.
Medien

"Die Wahlfahrt": ORF chauffiert die Spitzenkandidaten

Im neuen TV-Format kutschiert Hanno Settele die Politiker in einer russischen Botschaftskarosse zu ihren Auftritten. Zu sehen ab 11. September auf ORF eins.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.