Alternativer Nobelpreis für Chemiewaffen-Bekämpfer

An activist wearing a gas mask is seen in Zamalka area, where activists say chemical weapons have been used by forces loyal to President Bashar Al-Assad in the eastern suburbs of Damascus
An activist wearing a gas mask is seen in Zamalka area, where activists say chemical weapons have been used by forces loyal to President Bashar Al-Assad in the eastern suburbs of DamascusREUTERS
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Der US-Abrüstungsexperte Paul Walker wird für seine Bemühungen um eine chemiewaffenfreie Welt ausgezeichnet. Erstmals ist auch auch ein Palästinenser unter den Preisträgern.

Der US-amerikanische Politologe und Abrüstungsexperte Paul Walker ist einer der Träger der diesjährigen Alternativen Nobelpreises. Die "Right Livelihood"- Stiftung begründete ihre Entscheidung unter anderem mit Walkers jahrzehntelangen Bemühungen um eine chemiewaffenfreie Welt. Weitere Preisträger sind der Schweizer Agrarwissenschafter Hans R. Herren und die Stiftung Biovision, der palästinensische Menschenrechtsexperte Raji Sourani sowie der kongolesische Arzt Denis Mukwege, der sich gegen sexuelle Kriegsgewalt an Frauen einsetzt.

Der Geschäftsführer der "Right Livelihood"-Stiftung, Ole von Uexküll, bezeichnete es anlässlich der Verkündung der Preise am Donnerstag in Stockholm als Gemeinsamkeit der diesjährigen Preisträger, das sie jeweils Lösungen für aktuelle Probleme der Menschheit parat hätten. Die Gruppe stehe "für die Sicherung der Grundlagen menschlichen Lebens". Die Preisträger teilen sich heuer die Dotation von zwei Millionen Kronen (231.709,44 Euro).

Paul Walker (67) ist laut seinem von der Jury veröffentlichten Lebenslauf unter anderem dafür verantwortlich, dass 55.000 Tonnen C-Waffen aus nationalen Arsenalen "sicher und nachprüfbar" zerstört wurden. Die Stiftung betrachtet den jüngst auf Druck der internationalen Gemeinschaft und diplomatischer Bemühungen erzielten Beitritt Syriens zur Chemiewaffenkonvention (CWK) von 1997 indirekt als Resultat der aktuellen Bemühungen Walkers. Diese konzentrieren sich darauf, auch die letzten Staaten, die das Abkommen bisher nicht unterzeichnet haben, dazu zu bewegen. Dies sind nunmehr Angola, Ägypten, Israel, Myanmar, Nordkorea und Süd-Sudan.

Der Schweizer Nahrungs- und Agrarwissenschafter und Insektenkundler Hans Herren (65) setzt sich mit seiner Stiftung Biovision unter anderem für die vermehrte Anwendung ökologischen Landbaus in Afrika ein. Dadurch sollen durch Pflanzenschädlinge verursachte Hungersnöte naturschonend und ohne Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel verhindert und nachhaltig in den Griff bekommen werden. Herren ist der erste Schweizer, der einen Alternativen Nobelpreis erhält.

Mit dem 59-jährigen Anwalt Raji Sourani wird laut "Right-Livelihood" in der über 30-jährigen Geschichte der Alternativen Nobelpreise erstmals auch ein Palästinenser ausgezeichnet. Sourani machte sich als Gründer des Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte um die Untersuchung von Übergriffen und Grundrechtsverletzungen in den von Israel besetzten Gebieten verdient und vertrat als Anwalt zahlreiche Opfer willkürlicher Justiz. Er wurde im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit mehrmals sowohl von israelischen als auch palästinensischen Behörden festgenommen.

Der vierte im Bunde der Preisträger, Denis Mukwege (58), ist ein Gynäkologe aus der Demokratischen Republik (DR) Kongo. Er betreute als leitender Chirurg in dem von ihm gegründeten Panzi-Krankenhaus in der ostkongolesischen Stadt Bukavu m Laufe der Jahre rund 40.000 in Kriegshandlungen vergewaltigte Frauen.

Für die "Right Livelihood Awards", wie die Alternativen Nobelpreise formell korrekt heißen, waren heuer 94 Kandidaten aus 48 Ländern vorgeschlagen. Gegründet wurden sie 1980 vom Onkel des heutigen Geschäftsführers, dem deutsch-schwedischen Philanthropen und Denker Jakob von Uexküll. Die Auszeichnung soll "jene ehren und unterstützen, die praktische und beispielhafte Antworten zu den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen". Heute wird der Preis von privaten Spendern finanziert.

Bereits drei Österreicher geehrt

Die Preisverleihung findet traditionell im Dezember im Schwedischen Reichstag statt. Unter den bisherigen Preisträgern sind auch drei Österreicher. Zuletzt erhielt den Preis 2010 der aus Vorarlberg stammende Bischof Erwin Kräutler für seinen Einsatz für die indigene Bevölkerung in seiner brasilianischen Diözese.

(APA)

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