Deutschland: Kampfkandidatur bei Grünen

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Neben der Ko-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckhardt bewirbt sich auch Kerstin Andreae um den Fraktionsvorsitz. Um den Parteivorsitz kandidiert die ehemalige saarländische Umweltministerin Simone Peter.

Nach der Wahlschlappe liefern die deutschen Grünen einander einen Kampf um die verbliebenen Spitzenposten in Partei und Fraktion. Die Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae kündigte am Donnerstag an, sich um den Fraktionsvorsitz zu bewerben. Sie fordert damit die Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckardt, heraus, die bereits am Dienstag ihren Hut in den Ring geworfen hatte.

Auch bei der Besetzung der Parteispitze kann es zu einer Kampfkandidatur kommen, nachdem die ehemalige saarländische Umweltministerin Simone Peter ihre Bewerbung ebenfalls am Donnerstag bekannt gegeben hat. Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke ließ bisher offen, ob auch sie Parteichefin werden möchte.

"Neue Brücken zu Wirtschaft und Gesellschaft"

Nach der Niederlage bei der Bundestagswahl müsse verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden, schrieb Andreae in einem Brief an die Fraktionsmitglieder. "Weil wir es ernst mit der ökologischen Modernisierung meinen, wollen wir neue Brücken zur Wirtschaft und in die Gesellschaft schlagen." Die 44-Jährige betonte, Schlüsselprojekt der Grünen bleibe die Ökologie.

Göring-Eckardt stellte mit der Aufgabe ihres Amtes als Präses der Evangelischen Kirche (EKD) in Deutschland die Weichen dafür, sich vollständig auf die politische Arbeit konzentrieren zu können. "Ich sehe nun für mich die Aufgabe, mit ganzer Kraft an der künftigen Entwicklung meiner Partei Bündnis 90/Die Grünen mitzuwirken", erklärte sie.

Fundis versus Realos

Göring-Eckardt, die wie Andreae zu den Realos gehört, wird in Teilen der Partei mit dafür verantwortlich gemacht, dass es im Wahlkampf kaum gelang, andere Schwerpunkte als die grüne Steuer- und Sozialpolitik zu setzen. Wahlforscher sehen die Ursache für das magere Ergebnis von 8,4 Prozent bei der Bundestagswahl im grünen Steuerkonzept. Demnach haben viele Wähler gefürchtet, durch die geplanten Steuererhöhungen geschröpft zu werden.

Für die Zukunft geht es bei den Grünen darum, ob sie von dem maßgeblich von Noch-Fraktionschef Jürgen Trittin mit Steuererhöhungen und sozialen Maßnahmen vorangetriebenen Linksruck wieder abrücken. Bisher herrscht die Kritik vor, diese Inhalte seien zwar richtig gewesen. Falsch sei es aber gewesen, sich auf diese Punkte zu konzentrieren. Vor allem Realos werfen Göring-Eckardt vor, die Energiewende und das ökologische Kernanliegen vernachlässigt zu haben. Stattdessen seien die Grünen als Steuererhöhungspartei wahrgenommen worden.

Auf Seiten der Parteilinken hat sich bisher Anton Hofreiter als Nachfolger für den Fraktionsvorsitzenden Trittin beworben, der ebenso wie Co-Fraktionsvorsitzende Renate Künast nicht mehr für den Posten antreten will. Ein Gegenkandidat für Hofreiter ist nicht in Sicht. Das Führungsduo in Fraktion und Partei wird bei den Grünen in der Regel von einer Frau und einem Mann gebildet, die die Realos und die Parteilinke abbilden. Die neue Fraktionsspitze wird am 8. Oktober gewählt. Die neue Parteispitze soll noch im Herbst von einem Parteitag bestimmt werden.

(APA/REUTERS)

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