Markt: Ein Hummelfest in der Fabrik

Hernals. Rund 100 Kreative wandeln eine alte Fabrik am Wochenende in eine Art Jahrmarkt um.

Wien. Ein altes Hochhaus in einer Seitenstraße der Hernalser Hauptstraße. Die alte Lusterfabrik Bakalowits stand 13 Jahren leer. Bis vor einem Monat. Seither herrscht dort fast Tag und Nacht Betrieb. Junge Menschen hämmern, sägen, sprühen und dekorieren die acht Stockwerke mit ihren 2100 Quadratmetern. Räume werden eingerichtet, Kunstwerke aufgebaut, es riecht nach frischer Farbe, denn die Innen- und Außenwände sind mit frischen Graffiti vollgesprüht: Drachen, eine Pistole, ein Tiger und zahlreiche Bienen und Bienenwaben.

Sie stehen für das anstehende Fest. Ab heute, Freitag, findet hier „Rummel Hummel“ statt, eine Art Kunstmarkt oder Jahrmarkt, bei dem das ganze Wochenende über Workshops, Konzerte, Ausstellungen stattfinden und Künstler aus dem In- und Ausland performen.

Dahinter steht der Verein Freiluftkultur, der bereits im Sommer mit dem Openair-Fest „Tanz durch den Tag“ mehrere tausend Menschen auf dem Brigittenauer Sporn zusammengebracht hat – und dessen erklärtes Ziel es ist, leerstehende Räume und Freiflächen wiederzubeleben. Nun hat das Künstlerkollektiv erstmals ein ganzes Haus, das sie zur Zwischennutzung drei Monate lange bevölkern dürfen. „Wir haben Jahre nach so etwas gesucht“, sagt Jan Ernst, der „Tanz durch den Tag“ mitgegründet hat. In den kommenden Monaten wird es hier Ateliers, Proberäume für Tanz und Performances, Film- und Fotoshootings, Werkstätten und unterschiedliche Pop-up-Formate geben. Das Fest am Wochenende ist quasi das Eröffnungsevent, an dessen Entstehung um die 100 Künstler und Kreative gearbeitet haben.

Kunst bis auf die Dachterrasse

Im Erdgeschoß werden etwa Bands auftreten, gleich daneben befindet sich die Markthalle, wo Kleider, Schmuck und Essen verkauft werden (bevorzugt bio und vegetarisch, versteht sich).

In den oberen Stockwerken sind Ateliers und Galerien angesiedelt, ebenso eine weitere Tanzfläche mit DJ, das Kinderprogramm, die Barfußzone, mit Yoga-Workshops und Tanzperformances und das Rummel-Hummel-Kino. Ein Tipp ist die riesige Dachterrasse, auf der man einen 360-Grad-Panoramablick über die ganze Stadt hat.

Die Künstler stammen aus einem Open Call, den der Verein über Facebook gemacht hat. Finanziert wird das Event von der Gruppe selbst. Bei der Stadt Wien hätte man zwar um Förderungen angesucht, „die haben uns aber nur eine Beratung zum Ausfüllen der Formulare angeboten“, sagt Ernst – für eine Förderung im nächsten Jahr. Das hilft eher weniger in einer Szene, die spontan agiert. Von dem Haus hätte der Verein erst vor wenigen Wochen erfahren. Und was passiert nach dem Ende des Projekts im Spätherbst? „Da suchen wir ein neues Haus“, sagt Ernst. Die alte Lusterfabrik wird dann in Wohnungen umgebaut.
Rummel-Hummel, 27.–29.9., Bakalofts, Dittersdorfgasse 8, Infos unter „Rummel Hummel“ auf Facebook (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2013)

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