Obama telefonierte mit iranischem Präsidenten Rohani

US-Präsident Barack Obama
US-Präsident Barack Obama (c) EPA (MICHAEL REYNOLDS)
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Seit 1979 herrschte zwischen den USA und dem Iran Funkstille. Nun sprachen die beiden Staatschefs über eine Lösung im Streit um das Atomprogramm

Ein historisches Telefonat hat am Freitag stattgefunden: US-Präsident Barack Obama hat mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani telefoniert. Es war das erste Gespräch zwischen Präsidenten der beiden Länder seit der iranischen Revolution 1979.

"Ich habe gerade mit Präsident Rohani am Telefon gesprochen", sagte Obama im Weißen Haus. Noch gebe es "bedeutende Hindernisse" für die Verhandlungen im Atomstreit. "Ein Erfolg ist keineswegs garantiert", sagte der Präsident. "Aber ich glaube, dass wir eine umfassende Lösung finden können."

Rohani habe angedeutet, dass der Iran niemals Atomwaffen entwickeln werde. Er selbst, Obama, habe klar gemacht, dass die USA das Recht des iranischen Volkes auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie respektierten.

Verhältnis USA-Iran vor Besserung

"Der Test werden somit bedeutende, transparente und überprüfbare Taten sein", sagte Obama. Diese Schritte könnten den Iran auch von den Lasten der umfassenden internationalen Sanktionen befreien. Eine Lösung der Atomfrage könnte auch ein größerer Schritt nach vorn in Richtung eines neuen Verhältnisses zwischen den USA und dem Iran sein, so der Präsident weiter.

Der Iran bestätigte das Telefonat von Obama und Rohani. "Beide bestanden auf dem politischen Willen für eine schnelle Lösung der Atomfrage", hieß es in einer auf der Webseite der iranischen Präsidentschaft veröffentlichten Erklärung. Außerdem hätten sich die beiden Staatschefs dafür ausgesprochen, den Weg für eine Kooperation bei regionalen Fragen zu ebnen.

Diplomatie auf mehreren Ebenen

Bereits zuvor hatte sich Tauwetter im Verhältnis zwischen dem Iran und den USA angekündigt. "Die Rhetorik des Westens gegenüber dem Iran, auch die von Präsident Obama, hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren drastisch geändert", sagte Rohani, der als moderat geltende Kleriker, am Freitag auf einer Pressekonferenz bei der UN-Generaldebatte in New York in New York.

Mit den Ergebnissen der ersten Atomverhandlungen sei er sehr zufrieden, aber die nächsten Schritte müssten von beiden Seiten akribisch und rational getan werden. Positiv bewertete Rohani auch das Treffen von Außenminister Mohammad Javad Zarif mit seinem amerikanischen Kollegen John Kerry. Die Atmosphäre habe sich wohltuend von der anderer Begegnungen unterschieden. Dies könne zu besseren Beziehungen führen.

Der Iran wird verdächtigt, unter dem Vorwand der Energieerzeugung Atomwaffen zu entwickeln. Die Regierung in Teheran hat dies stets zurückgewiesen.

Iran hofft auf Lockerung der Sanktionen

Im Gegenzug für ein Entgegenkommen im Atomstreit hofft der Iran auf eine Lockerung der Sanktionen, die schwer auf seiner Wirtschaft lasten. Zarif sagte nach dem Treffen mit Kerry, am Ende von Atomverhandlungen müsse die vollständige Aufhebung aller Strafmaßnahmen gegen sein Land stehen. Die Bevölkerung des Golfstaats hatte Rohani unter anderem deshalb gewählt, weil sie von ihm eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage erwartet.

Die Öl-Einnahmen des Landes haben sich wegen der Strafmaßnahmen mehr als halbiert. Die Sanktionen behindern auch den Export von Erdgas, von dem der Iran weltweit die größten Vorräte besitzen soll. Seit Ende 2011 ist das Land zudem weitgehend vom internationalen Bankensystem abgeschnitten. Die Inflation ist sehr hoch.

(APA/AFP/Reuters)

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