Telefonat zwischen Obama und Rohani: Wer rief wen an?

US-Präsident Barack Obama telefoniert Oval Office
US-Präsident Barack Obama telefoniert Oval Office(c) REUTERS (WHITE HOUSE)
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Am Freitag hatten die USA und der Iran erstmals seit 34 Jahren wieder direkten Kontakt. Keiner der Beteiligten will die Funkstille gebrochen haben.

Nach dem historischen Telefonat zwischen US-Präsident Barack Obama und dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani am Freitag herrscht Rätselraten darüber, von dem die Kontaktaufnahme ausging. Schließlich herrschte seit der iranischen Revolution 1979 völlige Funkstille zwischen den beiden Ländern. Am Samstag gaben beide Seiten an, die Initiative für das Gespräch zwischen den Präsidenten sei von der jeweils anderen ausgegangen.

"Auf dem Weg zum Flughafen (in New York) wurde uns mitgeteilt, dass Präsident Obama an einem kurzen Telefongespräch mit mir interessiert sei", sagte Rohani am Samstag bei seiner Rückkehr von der UNO-Vollversammlung in New York nach Teheran.US-Sicherheitsberaterin Susan Rice sagte dem Sender CNN hingegen, die Initiative für das Telefonat sei von iranischer Seite ausgegangen.

15 Minuten "herzliches" Gespräch

Das Gespräch sei "herzlich" und "konstruktiv" gewesen, so Rice. Es habe einschließlich der Übersetzungen etwa 15 Minuten gedauert. Die israelische Regierung sei informiert gewesen, erklärte ein US-Regierungsbeamter.

Das Hauptthema des Gesprächs sei der Atomstreit gewesen, sagte Rohani. Er habe Obama erklärt, dass Teheran eine schnelle Beilegung des Streits wolle. Der iranische Präsident begründete auch, warum er sich am Rande der UNO-Vollversammlung nicht mit Obama getroffen habe. Demnach sie die Dauer, die die USA für das Treffen anberaumt hatte, zu kurz für ein Gespräch über die verschiedenen Themen gewesen. "Deshalb habe ich das Treffen auch abgesagt", sagte Rohani.

Obama hatte am Freitag nach dem historischen Telefonat gesagt, es gebe zwar "bedeutende Hindernisse" für die Verhandlungen im Atomstreit, "aber ich glaube, dass wir eine umfassende Lösung finden können." Ihm zufolge habe Rohani angedeutet, dass der Iran niemals Atomwaffen entwickeln werde. Er selbst, Obama, habe klar gemacht, dass die USA das Recht des iranischen Volkes auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie respektierten.

Rohani schlägt versöhnliche Töne an

Nach seiner Wahl im Juni hatte der als gemäßigt geltende Rohani versöhnliche Töne an den Westen gerichtet. Mit diesem moderaten Kurs spaltet er jedoch die Meinung der Menschen im eigenen Land. Auf dem Mehrabad-Flughafen von Teheran wurde er am Samstag von Anhängern wie Gegnern begrüßt. Es kam zwischenzeitlich sogar zu Tumulten zwischen beiden Gruppen, die Polizei musste einschreiten.

Funkstille nach Geiselnahme

Die USA und der Iran unterhalten seit 34 Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Damals hatten radikale Studenten nach der Islamischen Revolution die US-Botschaft in Teheran besetzt und mehr als 52 US-Bürger als Geiseln genommen. Nach 444 Tagen kamen die US-Bürger am 20. Jänner 1981 frei.

Am Rande der UN-Generaldebatte in New York hatte die Annäherung zwischen den USA und dem Iran in dieser Woche deutlich an Fahrt gewonnen. Ein für möglich gehaltenes Treffen zwischen Obama und Rohani kam aber nicht zustande. Dafür führten US-Außenminister John Kerry und sein iranischer Kollege Mohammad Javad Zarif am Donnerstag ein Zweiergespräch. Das halbstündige Treffen unter vier Augen war eine der hochrangigsten Begegnungen von Vertretern beider Länder seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland vereinbarten mit Zarif, am 15. und 16. Oktober in Genf die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm fortzusetzen. Rohani sagte am Freitag zum Abschluss seiner Reise zur UN-Generaldebatte, dass er bei dem Treffen einen Plan für eine Beilegung des Atomstreits vorlegen wolle. "Iran wird diesen Plan vorbereiten und in Genf vorstellen", sagte er.

(APA/AFP/dpa)

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