Wer weniger ältere Arbeitslose will, muss deren Kündigungsschutz lockern.
Die Arbeitslosenquote sei eine „politische Zahl“, sagte vor Kurzem ein deutscher Ökonom in dieser Zeitung. Die jüngsten Daten bestätigen diesen Eindruck. Je nach Weltanschauung wird interpretiert. Relativ klar scheint nur, dass die Arbeitslosigkeit zunimmt. 335.000 Menschen in diesem Land waren offiziell arbeitslos gemeldet oder befanden sich in einer Schulung. Besonders stark, nämlich um 25 Prozent oder 12.700 Menschen, stieg die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen. So weit, so schlecht.
Schneller als die Arbeitslosigkeit steigen in diesem Land nur die politischen Patentrezepte dagegen. Grüne und Gewerkschaften fordern wieder einmal kürzere Arbeitszeiten und Strafen für Unternehmen, die keine älteren Arbeitnehmer beschäftigen. So werden sie das Problem bestimmt nicht lösen.
Denn ein genauer Blick auf die Statistik zeigt, dass die Unternehmen ohnehin um 39.000 ältere Arbeitnehmer mehr beschäftigen als im Vorjahr. Es funktioniert ganz gut ohne Staatszwang.
Ganz schlecht klappt hingegen die Wiedereinstellung Älterer. Denn dort entscheiden sich Unternehmen im Zweifel für Mitarbeiter, die nicht über einen Kündigungsschutz verfügen, der sie de facto unkündbar macht. Deshalb brauchen Ältere nicht mehr, sondern weniger Kündigungsschutz. Schützen muss man sie nur vor ihren Beschützern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2013)