Der gescheiterte Steuermann geht

PK  BUCHER TRITT ALS BZOE-CHEF ZURUeCK: BUCHER
PK BUCHER TRITT ALS BZOE-CHEF ZURUeCK: BUCHERAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Josef Bucher hatte versucht, das BZÖ nach Haiders Tod in eine neue Richtung zu lenken. Doch das wurde weder von Parteifreunden noch vom Wähler goutiert. Nun dankt Bucher ab.

Wien. Mit ernstem Blick hatte sich Josef Bucher im Wahlkampf plakatieren lassen. Anders, als man den BZÖ-Chef von seinen Auftritten kennt. Am Mittwoch aber schaute Bucher auch in natura so ernst wie auf den Plakaten. „Ich kann nicht mehr als zurücktreten“, sagte er bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Er übernehme die Verantwortung für die Wahlniederlage und scheide aus der Politik aus.

Es ist das Ende einer Obmannschaft, die unter schwierigen Umständen begonnen hat. Nach dem Unfalltod Jörg Haiders im Oktober 2008 lag das drei Jahre zuvor gegründete BZÖ in Trümmern. Der damals 43-jährige Josef Bucher, seit sechs Jahren im Nationalrat, übernahm erst die Klub-, später auch die Parteiführung. Ein rauer Wind blies ihm von Anfang an entgegen. „Als Mann ohne Eigenschaften“ oder als „Obmann einer Phantompartei“ wurde er von den Medien beim Amtsantritt tituliert. Doch Bucher setzte durchwegs Akzente: Er wollte die rechtspopulistische Fraktion zu einer rechtsliberalen umkrempeln. Der Gedanke dahinter: Ohne Haider kann man der Strache-FPÖ im dritten Lager nur mehr wenig entgegensetzen. Also versucht man, mit einer neuen Ausrichtung neue Wähler zu finden.

Das wäre an sich keine schlechte Taktik gewesen. Nur überforderte der Parteichef damit seine Mitstreiter: Mit einem Peter Westenthaler oder Ewald Stadler an Bord kann man Liberalismus schwer verkörpern. Doch Bucher zog seinen Plan durch. Entgegen der Warnungen von Mitstreitern wie dem wahlkampferprobten Stefan Petzner setzte er beim jetzigen Urnengang auf neue personelle Kräfte und eine liberale Linie. Aber selbst wenn Bucher in den TV-Diskussionen durchwegs zu überzeugen wusste, wirkte seine Partei für liberale Wähler nicht glaubwürdig genug. Diese Wählerschicht entschied sich lieber für die neuen Neos. Und die unter Haider aufgebaute Kärntner Hausmacht war für die Orangen nach der Rückkehr der FPK in die blaue Familie auch längst verloren gegangen. Negative Schlagzeilen für das BZÖ im Zusammenhang mit illegaler Parteienfinanzierung aus der Haider-Ära tat sein Übriges.

Bucher: Wollte nie in Landtag

Mit Bucher trat am Mittwoch auch Bündniskoordinator Markus Fauland zurück. Die Querelen in der Partei (Petzner und Landtagsmandatar Wilhelm Korak wurden wegen Kritik an Bucher vom Kärntner BZÖ-Chef Sigisbert Dolinschek ausgeschlossen) wollte Bucher nicht kommentieren. Es stimme aber keinesfalls, dass er ein Mandat im Kärntner Landtag wollte und deswegen andere Mandatare zum Rückzug gedrängt werden sollten, betonte Bucher. Er wisse schon seit dem Wahlsonntag, dass er wieder in die Privatwirtschaft zurückgehe – zunächst einmal in den elterlichen Gastronomiebetrieb.

Wie es mit dem BZÖ weitergeht, soll sich heute, Donnerstag, bei einer Parteisitzung entscheiden. Diese wird bereits von Buchers Stellvertretern Ursula Haubner und Herbert Scheibner geleitet. Geld sei noch da, betonte Bucher. Zudem hat die Partei neben den Kärntner Landtagsmandataren mit Stadler auch noch einen EU-Abgeordneten und stellt diverse Bürgermeister. Bucher selbst bleibt nur der Trost, dass er persönlich gut ankommt. In Kärnten erreichte er noch 11 Prozent Wählerzuspruch, in Buchers Heimatstadt Friesach wurde das BZÖ bei der Nationalratswahl sogar stärkste Partei. 3,5 Prozent auf Bundesebene waren aber einfach zu wenig, um überleben zu können.

„Patchwork ist auch Familie“, hatte Bucher im Wahlkampf plakatiert. Passend zu einer Partei, deren Mitglieder in verschiedene Richtungen driften. Der Zusammenhalt der BZÖ-Familie scheint aber spätestens nach den Querelen der letzten Tage passé. Egal, wie man die Partei in der Post-Bucher-Ära positioniert: Nur die größten orangen Optimisten glauben, dass es die Partei je wieder ins Parlament schafft. Das Erbe Haiders scheint verspielt.

ZUR PERSON

Josef Bucher (48) zog 2002 in den Nationalrat ein. Seit 2008 war er Klubchef, seit 2009 Obmann des BZÖ. Vor dem Einstieg in die Politik arbeitete Bucher seit 1988 im Gastgewerbe und fungierte 2005 bis 2006 als Tourismusdirektor des Landes Kärnten. Der Friesacher ist geschieden und Vater dreier Kinder. Nach dem verpassten Parlamentseinzug trat er am Mittwoch als BZÖ-Chef zurück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2013)

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