Gerhard Köfer: "Bin weder beeindruckt noch beleidigt"

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Der abgesetzte Kärtner Landesparteichef des Team Stronach über die finanziellen Hintergründe seiner Absetzung und die Zukunft der Kärntner Partei.

Die Presse.com: Sie bezeichneten Frank Stronach bei Ihrem Wechsel zu seiner Partei als „väterlichen Freund". Was ist er jetzt - nachdem er Sie abgesetzt hat - für Sie?

Gerhard Köfer: Er ist nach wie vor ein väterlicher Freund.

Wie bewerten Sie Ihre Absetzung?

Ich weiß nicht, ob es ein Akt der Verzweiflung war. Sagen wir so: Es war ein Akt, der wenig gut überlegt war.

Die Parteispitze argumentiert, dass die Absetzung von insgesamt drei Landesparteichefs lediglich organisatorische Gründe hatte. Das Team Stronach wolle nicht, dass Landesräte gleichzeitig auch Landesparteiobleute sind.

Das ist nur schwer nachzuvollziehen, zumal ja auch Werner Faymann Parteiobmann und Bundeskanzler ist. Michael Spindelegger ist Parteiobmann und Vizekanzler und auch Peter Kaiser ist Kärntner Parteiobmann und Landeshauptmann. Diese Arbeitsteilung wäre also ein Novum in Österreich.

Glauben Sie, dass der Grund nur vorgeschoben ist?

Ja. Es wird schon irgendwelche Gründe dafür geben, dass man das in ganz Österreich in dieser Form zelebriert hat. Es ist nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken. Ich nehme das zur Kenntnis. Ich bin weder beeindruckt noch beleidigt.

Wie bewerten Sie es grundsätzlich, dass die Absetzungen nicht demokratisch erfolgten, sondern von oben herab?

Das ist ein System, das ich in meiner bisherigen politischen Laufbahn noch nicht gekannt habe. So wie man heute jemanden einsetzt, setzt man ihn morgen wieder ab.

Ein Gerücht besagt, dass die drei Landesparteiobleute abgesetzt worden sind, weil sie sich weigerten, Teile des von Stronach vorgestreckten Darlehens zurückzuzahlen. Ist an dem Gerücht etwas dran?

Jedes Gerücht hat ein Körnchen Wahrheit. Punkt.

Wurden Sie dezidiert von Frank Stronach gebeten, einen Teil des Darlehens zurückzuzahlen?

Ich habe jetzt eine ganz schlechte Verbindung.

Tatsächlich?
(lacht)

Es scheint als suche Stronach zudem Schuldige ob des schwachen Wahlergebnisses des Team Stronach bei der Nationalratswahl. Wessen Schuld war das Ergebnis Ihrer Meinung nach?

Ich glaube, dass es hier nicht wirklich einen Schuldigen gibt. Wir haben erst vor einem Jahr begonnen und bei der Kärntner Landtagswahl bewiesen, dass es gut funktionieren könnte. Wir haben leider im Laufe der vergangenen Monaten das Problem bekommen, dass wir pro Monat je einen Prozentpunkt verloren haben.

Hat das nicht auch etwas mit den öffentlichen Auftritten von Frank Stronach selbst zu tun?

Die Auftritte möchte ich in keinster Form kommentieren, bewerten oder qualifizieren. Er ist wie er ist. Er hat sich dafür entschieden, diese Auftritte zu absolvieren und damit muss man leben. Das ist passiert. Jetzt im Nachhinein zu sagen, das war nicht g'scheit, bringt nichts. Da hätte man sich viel im Vorfeld überlegen können.

Wie geht es mit dem Kärntner Team Stronach nun weiter?

Wir haben am Montagnachmittag eine Präsidiumssitzung und dort werden wir offen diskutieren und eine weitere Vorgehensweise beschließen. Am Abend werden wir wissen, wohin es geht.

Wie stehen die Chancen, dass Sie am Dienstag auch noch dem Team Stronach angehören?

Ich sehe das sehr emotionslos. Wir werden eine Diskussion führen und die Entscheidung liegt nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Team.

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