Shutdown: USA sagen Freihandelsgespräche mit EU ab

U.S. President Obama delivers remarks on the government funding impasse, in Maryland
U.S. President Obama delivers remarks on the government funding impasse, in MarylandReuters
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Auch die Umsetzung der Sanktionen gegen den Iran wird behindert. Obama spricht von einer "Farce", Kerry von einem "Moment der Albernheit".

US-Präsident Barack Obama hat eindringlich an das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus appelliert, den Haushaltsstreit zu beenden. "Stoppen Sie diese Farce. Setzen Sie dem 'Shutdown' jetzt ein Ende", sagte Obama am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache zum Verwaltungsstillstand, der die USA seit Dienstag lähmt. Obama hat eine Asien-Reise abgesagt, um in Washington den Konflikt zwischen seiner Demokratischen Partei und den Republikanern lösen zu können.

US-Außenminister John Kerry sprach im Zusammenhang mit der Haushaltskrise in seinem Land von einem "Moment der Albernheit", der bald vorüber sei. Die internationale Rolle der USA werde davon nicht geschmälert, betonte Kerry am Samstag am Rande eines Außenministertreffens auf Bali. "Nichts wird unser Engagement in Asien verringern, und wir werden auch weiterhin zu unserer Verantwortung und unserem Engagement auf der ganzen Welt stehen."

Freihandelsgespräche pausieren

Die US-Regierung legt im Budgetstreit mit den Republikanern die Gespräche mit der EU über ein Freihandelsabkommen auf Eis. Der US-Handelsdelegierte Michael Froman habe EU-Kommissar Karel de Gucht angerufen und die für nächste Woche angesetzte zweite Verhandlungsrunde abgesagt, teilte das Büro Fromans am Freitag in Washington mit. Froman habe De Gucht telefonisch darüber informiert, dass die Regierung in Washington wegen der Einschränkungen nicht in der Lage sei, ein Verhandlungsteam nach Brüssel zu entsenden, teilte EU-Handelskommissar Karel De Gucht am Freitag mit.

Der Budgetstreit beeinträchtigt nach Angaben des Präsidialamts außerdem die Umsetzung der US-Sanktionen gegen Länder wie Syrien und den Iran. Die zuständige Behörde des Finanzministeriums könne ihre Kernaufgaben nicht mehr erfüllen, weil Mitarbeiter nach Hause geschickt werden mussten, sagte Präsidialamtssprecher Jay Carney am Freitag. Laut Carney, sind von den 175 Mitarbeiter derzeit nur noch elf im Dienst. Die Abteilung könne nicht einmal mehr ihre "Kerntätigkeiten" aufrechterhalten, sagte Carney.

Sie ist auch für die Umsetzung von Sanktionen gegen terroristische Vereinigungen und Lieferanten von Massenvernichtungswaffen verantwortlich. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner Ed Royce, rief Finanzminister Jacob Lew daraufhin auf, die Arbeit der Abteilung für "unentbehrlich" zu erklären.

Gesundheitsreform als Spielball im Budgetstreit

Das Weiße Haus wirft den Republikanern vor, für diese negativen Folgen des Haushaltsnotstands verantwortlich zu sein. Präsident Barack Obamas Demokraten ringen mit den Republikanern um ein Etat-Gesetz, das die Republikaner nur in Verbindung mit Abstrichen bei Obamas Gesundheitsreform verabschieden wollen.

Viele Demokraten und auch einige Republikaner sind jedoch der Meinung, dass ein Haushaltsgesetz ohne diese Bedingungen Chancen auf ausreichend Stimmen hätte. Die Demokraten feilen einem Berater im Repräsentantenhaus zufolge inzwischen an einer Strategie, wie sie ein solches Votum erzwingen und so den Verwaltungsbetrieb wieder in Gang bringen können. Zu Details äußerte sich der Berater nicht. Es gibt im Repräsentantenhaus jedoch eine selten genutzte Möglichkeit, mit einer von 218 Abgeordneten unterschriebenen Petition ein Gesetz auf Ausschussebene direkt zur Abstimmung zu stellen. In der von den Republikanern dominierten Kammer sitzen 435 Parlamentarier.

(APA/Reuters)

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