Viennafair-Woche: Wie überleben?

Ab Montag steht Wiens Kunstszene rund um die Messe Kopf: Wo man hin muss, was neu ist. Ein kleiner Leitfaden.

Die Woche beginnt klassisch im Kunsthistorischen Museum und endet voraussichtlich im Chaos – mit zu vielen Partys, die man versäumt hat und zu vielen Galerienvernissagen, die man nicht gleichzeitig besuchen konnte. Ein kleiner Leitfaden.

Montag: Es ist so weit, endlich im Original sehen, was die Plakate in ganz Wien schon so mächtig angekündigt haben: viel unverschämt nacktes Fleisch. Und tolle Porträts. Die erste Ausstellung des 2011 verstorbenen britischen Starmalers Lucian Freud eröffnet heute Abend im Kunsthistorischen Museum. Ab Dienstag ist sie dann allgemein zugänglich. Und ja, er war der Enkel.

Dienstag: Der Wahnsinn beginnt. Im „begehbaren Kulturmagazin“ namens Im Ersten in der Sonnenfelsgasse 3 ist eine der spannendsten jungen Berliner Galerien zu Gast: Johann König zeigt eine exemplarische Auswahl seines Programms. Eröffnung: 19 Uhr. Da haben Hardcore-Kunstfreaks schon einiges intus an Kunst, um 17 Uhr wird etwa im Auktionshaus Im Kinsky Zeitgenössisches versteigert. Eine Stunde später beginnt im Dorotheum die Vorbesichtigung der Herbstauktionswoche mit Alten Meistern, 19. Jh., Juwelen, Möbeln. Um 19 Uhr wird im MAK die Ausstellung von Pae White, Künstlerin aus L. A., eröffnet, die ursprünglich die Schausammlung Wien um 1900 mitgestalten sollte. Was abgeblasen wurde. Dafür jetzt eben Einzelschau, auch nicht schlecht. Danach sollte man noch bei der Vernissage der neuen Satellitenmesse Parallel Vienna vorbeischauen: im alten Telegrafenamt am Börseplatz.

Mittwoch: Tag der Tage, ab 14 Uhr beginnt der Preview, von 18 bis 21 Uhr dann die Vernissage der Viennafair Kunstmesse in der Messe Wien. 122 Galerien stellen Zeitgenössisches aus, Schwerpunkt ist wieder Kunst aus Zentral- und Osteuropa, neu ist heuer: Der Eingang wurde Richtung Vorplatz der Messe verlegt. Ein großes Kinder- und sogar Seniorenprogramm. Freier Eintritt für Studierende tägl. von 15 bis 18 Uhr. Die Messe läuft nur bis Sonntag, Tickets kauft man besser online, da kosten sie statt 12.50 nur neun Euro. Gratis ist dagegen der Eintritt zur „Content Art“ auf dem Karlsplatz, ebenfalls eine neue Einrichtung, von 17 bis 20 Uhr wird hier eröffnet. Ausgestellt wird in 30 Baucontainern und auf der riesigen Projektionsfläche iSphere.

Donnerstag: Ist Galerientag, von 18 bis 21 Uhr eröffnen die Ausstellungen des von der Wiener Förderagentur Departure unterstützten Programms „Curated By“. In 20 Galerien sind internationale Kuratoren der unbeantwortbaren Frage nachgegangen: „Why painting now?“ Details am besten online: www.curatedby.at. „For those who have seen it all“, so lautet der Teaser-Spruch, geht es danach in Helmuts Private Art Club, dem City-Treffpunkt der Viennafair-Crowd, sehr gewitzt untergebracht bei der Konkurrenz, der Parallelmesse im Telegrafenamt. Ab 21.30 gibt es hier Clubprogramm.

Freitag: In der Albertina eröffnet gerade rechtzeitig als inoffizielles Rahmenprogramm für die zur Viennafair angereiste russische Sammlerschaft die Ausstellung der Gazprombank-Kunstsammlung: „Dreaming Russia“. Wem das zu viel Kapital ist, der kann um 20 Uhr in die Lehargasse 7 pilgern, dort wird die neue Ausgabe des Kunstmagazins „Parabol“ gefeiert, gestaltet diesmal von Elfie Semotan.

Samstag: Erschöpft? Im 21er-Haus eröffnet um 19 Uhr die Ausstellung von Ursula Meyer mit Performance und anschließender Viennafair–Abschlussparty. Ein guter Abschluss dieser Woche (nur auf Einladung!) ist die zweite Party in der neuen Wiener „Anti-Galerie“ Durchhaus, erfunden von den Künstlern Les Tardes Goldscheyder und Christian Eisenberger. Am 31. Oktober um 20.30 Uhr wird in der Werdertorgasse dann offiziell eröffnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2013)

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