Metaller fordern mindestens 3,4 Prozent mehr Lohn

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Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft der Metallarbeiter stellen traditionell eine Messlatte für die anderen Branchen dar.

Die Gewerkschaft hat am Montag in den laufenden Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen erstmals eine Zahl für die angestrebte Lohnerhöhung genannt. Gefordert wird eine Anhebung der Gehälter um 100 Euro bzw. mindestens 3,4 Prozent, teilten die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp bei einer Regionalkonferenz der Betriebsratsvorsitzenden der Maschinen- und Metallwarenindustrie von Wien und Niederösterreich in Vösendorf mit.

Die Forderung nach einer Erhöhung um 100 Euro soll die Einkommen der Niedrigverdiener bei den Metallern überproportional anheben. Das Mindestgehalt liegt derzeit bei rund 1636 Euro. Bei dieser Gruppe würden 100 Euro eine rund sechsprozentige Erhöhung bedeuten. Die Ergebnisse der Metaller-Lohnverhandlungen stellen traditionell eine Messlatte für die Verhandlungen in den anderen Branchen dar.

Knill hofft auf Abschluss am 15. Oktober

Obwohl heuer wieder getrennte Verhandlungen mit den sechs Fachverbänden stattfinden, gelte die Forderung für alle sechs, betonten die Verhandler Karl Proyer (GPA-djp) und Rainer Wimmer (Pro-Ge) in einer Pressekonferenz. Die Arbeitgeber haben sich heuer zum zweiten Mal geweigert, gemeinsame Verhandlungen aller sechs Fachverbände zu führen. Die Forderung wurde heute vom gesamten Verhandlungsteam beider Gewerkschaften im Rahmen der Betriebsrätekonferenz beschlossen.

Der Verhandler der Arbeitgeber, Christian Knill, hofft schon beim nächsten Verhandlungstermin am 15. Oktober "gemeinsam mit den Gewerkschaften einen Abschluss zusammenzubringen". Die von der Gewerkschaft vorgebrachte Lohnforderung wollte er "nicht über die Medien kommentieren".

Forderung "gerechtfertigt"

Die Lohnerhöhung für die Metaller sei "gerechtfertigt" und "nicht überzogen", sagte Spitzengewerkschafter Proyer (gpa-djp) bei der Pressekonferenz in Vösendorf. Ausgehend von der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zölf Monate, also von 2,4 Prozent, liege man mit 3,4 Prozent einen Prozentpunkt darüber.

Die Anhebung um 100 Euro solle besonders den Niedrigverdienern in der Branche helfen. Es gehe um die Sicherung der Kaufkraft der Arbeitnehmer, so Proyer. "Die Manager und die Aktionäre haben sich bereits bedient", untermauert Wimmer die Forderung. Das weist FMMI-Obmann Christian Knill als "Mär" zurück.

Die Arbeitgeber wollen sich bei der Lohnrunde hingegen an einer Inflationsrate von 1,8 Prozent orientieren und verweisen auf sinkende Teuerungsraten. 2013 sei "kein Jahr für Machtdemonstrationen", betonte der FMMI - noch vor Bekanntgabe der Gewerkschafts-Forderung - heute Montag in einer Aussendung. Im ersten Halbjahr seien in der Branche um vier Prozent weniger Aufträge eingangen als im Vorjahreszeitraum, auch die Gewinne seien "im Sinken".

Gewerkschaft gegen 12-Stunden-Tag

Die Gewerkschaft wendet sich strikt gegen die von den Arbeitgebern geforderte Ausweitung der Normalarbeitszeit. "Der Zwölfstundentag würde den Wegfall von Überstundenzuschlägen bedeuten", so Wimmer (Pro-Ge). Zwischen 3000 und 5000 Euro im Jahr würden für die Arbeitnehmer dadurch wegfallen.

Neben der Lohnerhöhung wird auch eine Verbesserung der Anrechnung der Karenzzeiten gefordert. Bei besonders belastenden Arbeitszeitformen (Schicht- bzw. Nachtarbeit) soll die Arbeitszeit verkürzt werden.

Proyer vermisst die Ernsthaftigkeit der Verhandlungspartner. Es sei "zynisch", wenn etwa der Arbeitgeber-Verhandler Johannes Collini versuche, auf Kollektivvertragsebene nun Regelungen seines eigenen Betriebs, etwa Rauchpausen, auszuhebeln.

Nach der heutigen Betriebsrätekonferenz in Vösendorf beginne eine Informationsoffensive in den Betrieben mit Betriebsversammlungen und Gesprächen der Betriebsräte mit den Geschäftsführungen, kündigte Wimmer an. Am 15. Oktober findet die dritte Verhandlungsrunde mit dem FMMI statt. "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass am 15. doch noch Einsicht einkehrt für eine vernünftige sozialpartnerschaftliche Vorgangsweise". Danach werde das weitere Vorgehen entschieden - "Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen", so Wimmer.

(APA)

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