Metaller fordern 100 Euro oder 3,4 Prozent mehr

Die Verhandlungen über den Metaller-Kollektivvertrag gehen am 15. Oktober in die nächste Runde.
Die Verhandlungen über den Metaller-Kollektivvertrag gehen am 15. Oktober in die nächste Runde.(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Die Forderung der Metaller-Gewerkschaft liegt auf dem Tisch. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 15. Oktober statt.

Wien. In den seit 20. September laufenden Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen liegt jetzt endlich eine Forderung auf dem Tisch: Die Gewerkschaft verlangt eine Anhebung der Gehälter um 100 Euro brutto bzw. mindestens 3,4 Prozent. Das teilten die Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge) und die GPA-djp am Montag bei einer Betriebsrätekonferenz in Vösendorf mit.
Die Verhandlungen werden heuer zum zweitenmal – auf Verlangen der Arbeitgeber – für jeden Fachverband getrennt geführt. Die Forderung gelte aber für alle sechs Metaller-Sparten, sagten die Verhandler Karl Proyer (GPA-djp) und Rainer Wimmer (Pro-Ge).

Von den 100 Euro sollen kleine und mittlere Einkommen überproportional profitieren. Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Branche liegt bei 1636 Euro, die niedrigsten Löhne würden somit sogar um sechs Prozent steigen. Das betreffe aber nur rund 600 Personen, sagte Wimmer zur „Presse“. Im Durchschnitt verdienen laut Wimmer Angestellte 2500, Arbeiter 2300 Euro brutto – für sie gäbe es ein Plus von rund vier Prozent.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am 15. Oktober mit dem Fachverband der größten Sparte, Maschinen/Metallwaren (FMMI), statt. Die Gewerkschaftsforderungen will Fachverbandsobmann Christian Knill nicht kommentieren: „Wir schauen uns jetzt erst einmal an, was das für uns bedeuten würde.“ Der Branche gehe es heuer schlechter als im Vorjahr: „Wir haben rund vier Prozent weniger Aufträge, die Ertragssituation ist schlechter, die Wirtschaft stagniert.“ Auf dieser Basis müsse man in die Verhandlungen gehen, sagt Knill, Augenmaß sei gefragt.

Streit über Inflation

Bislang sind sich Gewerkschaft und FMMI noch nicht einmal einig, welche Inflationsrate bei den Verhandlungen zugrunde gelegt werden soll. Die Gewerkschaft spricht von 2,4 Prozent, das ist der Durchschnitt der letzten zwölf Monate. Die Arbeitgeber gehen dagegen von 1,8 Prozent aus, dem Wert für vergangenen August. „Es geht ja um eine Erhöhung für die Zukunft“, sagt Knill, man könne daher nicht mit Werten aus der Vergangenheit arbeiten, wie die Gewerkschaft das tut, sondern müsse sich aktuelle Daten und dazu die Prognosen anschauen.
„Und das sind zwei Prozent für heuer, 1,9 Prozent für 2014.“ Die Gewerkschafter bringen dagegen auch noch eine – höhere – „gefühlte Inflation“ ins Spiel: „Mieten, Betriebskosten, Lebensmittelpreise sind um mehr als drei Prozent gestiegen. Gerade die Bezieher niedrigerer Einkommen spüren das am stärksten“, sagt Wimmer. Den Konflikt um die Inflationsberechnung gebe es auch nur mit der FMMI, mit den anderen Fachverbänden seien die letzten zwölf Monate als Basis schon im Vorfeld außer Streit gestellt worden.

Große Diskrepanzen bestehen auch beim Thema Arbeitszeit. Die Arbeitgeber wollen hier mehr Flexibilität und mehr Spielraum für Betriebsvereinbarungen in den einzelnen Unternehmen, die Arbeitnehmerseite lehnt das vehement ab, wettert über Versuche, Betriebsvereinbarungen im Graubereich zu legalisieren, und bringt ihrerseits die Forderung nach zusätzlicher Freizeit bei erschwerten Bedingungen – etwa bei Nachtarbeit – ins Spiel.

Viel Zeit zum Streiten bleibt nicht mehr: Ab 1. November soll der neue Kollektivvertrag gelten. Nach der FMMI am 15. Oktober folgen bis zum 21. Oktober die Verhandlungsrunden mit den übrigen Fachverbänden.

Im Vorjahr forderte die Gewerkschaft ein Lohnplus von fünf Prozent, am Ende einigte man sich auf Erhöhungen zwischen drei und 3,4 Prozent. 2011 stiegen die Löhne und Gehälter im Schnitt um 4,2, die niedrigsten um bis zu 5,3 Prozent. Die Forderung hatte damals 5,5 Prozent betragen. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2013)

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