Die 16-jährige Pakistanerin Malala ist die Topfavoritin für den Friedensnobelpreis. Es wäre eine spektakuläre Wahl.
Oslo. „Für das Nobelkomitee spielt das Alter eines Kandidaten keine Rolle“, sagt dessen Vorsitzender und nährt damit Spekulationen, dass am Freitag die bisher jüngste Friedenspreisträgerin gekürt wird. Die 16-jährige Pakistanerin Malala Yousafzai ist die Topfavoritin von Experten, Medien und Wettbüros für die mit umgerechnet knapp einer Million Euro dotierte Auszeichnung.
Es wäre eine spektakuläre Wahl: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wurde das Mädchen, das schon als Elfjährige gegen das von den Taliban verhängte Unterrichtsverbot protestiert hatte, von religiösen Fanatikern aus dem Schulbus gezerrt und niedergeschossen. Neun Monate später stand sie, dank intensiver Therapie in Pakistan und England aus dem Koma geweckt und gesundheitlich genesen, vor den Vereinten Nationen und plädierte für das Recht aller Kinder auf Schule: „Wenn ihr in Pakistan, Afghanistan oder Syrien Frieden schaffen wollt, dann schickt Bücher statt Waffen, Bleistifte statt Panzern, Lehrer statt Soldaten!“
Nach dem Preis für die EU im Vorjahr sucht das Komitee diesmal vermutlich nach einem „Graswurzel-Kandidaten“. Mit ihren 16 Jahren wäre Malala die bisher weitaus jüngste Preisträgerin. Noch führt der 1915 ausgezeichnete Physiker Lawrence Bragg, der damals 25 war, diese Liste an. Klassische Friedensstifter zählen heuer nicht zu den Favoriten der rekordlangen Kandidatenliste mit 259 Namen.
Prominent, aber wohl ohne Chancen sind die Whistleblower Edward Snowden und Bradley Manning. Auch Russlands Präsident Putin, der ebenfalls nominiert wurde, dürfte ziemlich sicher leer ausgehen. (gam)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2013)