Autofahrer-Kopfgeld: Gewerkschaft vermutet politische Anordnung

www.BilderBox.com
  • Drucken

Personalvertreter lassen kein gutes Haar an der Vorgabe, jeder Polizist müsse pro Monat sieben Verkehrssünder anzeigen.

Sieben Anzeigen wegen Verkehrsdelikten pro Monat. So lautet die eindeutige Arbeitsvorgabe für Wiens Polizisten. Nach der vorhersehbaren Kritik der Autofahrerklubs ("Abzocke") äußerte sich nun auch die Polizeigewerkschaft zum "Kopfgelderlass". Fazit: Die Personalvertreter lassen kein gutes Haar an der Regelung.

Gewerkschaftschef Hermann Greylinger machte im ORF-Radio seinem Ärger Luft. Für die Bevölkerung sei es wichtiger, wenn sich die Beamten um Wohnungseinbrecher und Gewalttäter kümmern - und nicht um Verkehrssünder. Focus ihrer Arbeit müsse das Strafgesetzbuch, nicht die Straßenverkehrsordnung sein.

Strafen füllen Stadtkassa

Greylinger, der der sozialdemokratischen FSG angehört, kritisiert im Zusammenhang mit den Anzeige-Vorgaben jedoch nicht nur das eigene Führungspersonal ("Ich schäme mich für manche von ihnen."). Sein Zorn richtet sich offenbar auch gegen das Wiener Rathaus, denn: "Diese Anordnungen haben ihre Basis sowohl in der Politik, wo es Befindlichkeiten zu befriedigen gibt, es gibt Anordnungen aus den jeweiligen Kommanden, wo Führungspersönlichkeiten in vorauseilendem Gehorsam glauben, tätig werden zu müssen."

Der Hintergrund dafür könnte ein finanzieller sein. Von der Polizei eingehobene Bußgelder kommen nämlich zu 80 Prozent dem Straßenerhalter, im konkreten Fall also Wien, zugute. Der Rest geht ans Innenministerium.

Nach dem Bekanntwerden der Zielvorgaben für Wiens Polizisten in der vergangenen Woche hatte die Polizeispitze erhöhte Umsatzziele als Grund freilich dementiert. Zweck der Vorgabe sei es, die Verkehrssicherheit zu heben und die Effizienz der eigenen Arbeit zu messen.

red.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

PRO: Polizeikontrolle einmal ganz, ganz anders

Mindestlimits für Zahl der Verkehrsanzeigen?
Österreich

CONTRA: Warum Quoten für die Polizei sinnlos sind

Leistungsbeurteilungen sehen anders aus.
Österreich

Autofahrer-Kopfgeld: Jetzt prüft das Innenministerium

Ressortchefin Johanna Mikl-Leitner fordert "Klarstellung" von Wiener Polizei. Deren Chef jedoch will von einer Anordnung nichts wissen.
Kopfgeldjagd Kritik Plansoll fuer
Wien

"Wie Kopfgeldjagd": Kritik an Plansoll für Anzeigen

Von Wiener Polizisten wird eine Mindestzahl an Anzeigen pro Monat verlangt. Der ARBÖ findet das skandalös, die Polizei versteht die Aufregung nicht.
FILE AUSTRIA IRAN CRIME
Wien

"Autofahrer-Kopfgeld": Wiener Polizei suspendiert Informanten

Eine interne Vorgabe, wonach Polizisten mindestens sieben Verkehrsstrafen pro Monat verteilen müssen, ging Anfang Oktober an die Öffentlichkeit. Jetzt wurde der "Whistleblower" ausgeforscht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.