"Der Brenner ist der neue Eiserne Vorhang"

ARCHIVBILD EUROPABRUECKE
ARCHIVBILD EUROPABRUECKEAPA
  • Drucken

Das italienische Magazin "L'Espresso'' zieht über Österreichs Asylpolitik her. Selbst hochschwangere Frauen würden über die Grenze zurückgeschickt.

Das italienische Nachrichtenmagazin L ́Espresso kritisiert die Zurückweisung von Flüchtlingen - die von Italien Richtung Nordeuropa weiterreisen wollen - an der österreichischen Grenze. „Der Brenner ist der neue Eiserne Vorhang. Österreich lässt keinen einzigen Flüchtling herein. In den vergangenen drei Monaten wurden 900 Flüchtlinge zurückgeschickt, hochschwangere Frauen mit inbegriffen. So wird der Brenner zum Symbol jenes Europas, das Migranten als interne italienische Angelegenheit betrachtet", heißt es in einer aktuellen Reportage des linksorientierten Magazins.

„Österreich ist wie die Schweiz undurchdringbar geworden. Die kontinuierlichen Zurückweisungen, die ohne jegliche Barmherzigkeit erfolgen, sind ein Bild jenes Europas, das sich nicht um Italien, seine Küste und 'seine' Migranten kümmert. Italien weist zumindest keine schwachen Personen aus, wie Frauen, Kinder, alten Menschen und Behinderte. Wien hat in seiner Gesetzgebung jedoch keine ähnliche Klausel", kritisiert das Magazin.

"Sie sind Pakete in Europas Bürokratie"

„L'Espresso" berichtete über strengen Kontrollen in den Zügen am Brenner. "In den vergangenen Monaten hat die Regierung in Wien unzählige Polizisten an die Grenze geschickt. Sie patrouillieren die Züge, entlarven ganze Flüchtlingsgruppen, bringen sie zur Grenze und geben sie an Italien zurück. Sie sind Pakete in Europas Bürokratie", berichtete das Magazin.

Das Blatt zitierte den Bozner Polizeichef, Lucio Carluccio. „Man muss die Abkommen mit Österreich revidieren“, sagte Carluccio. Laut dem Magazin seien in den vergangenen drei Monaten vor allem syrische Bürger, sowie Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea nach Italien zurückgeschickt worden.

Die Kritik an Österreichs Flüchtlingspolitik ist nicht neu: Schon am Wochenende hatte Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder mehr Toleranz gegenüber Flüchtlingen gefordert.  „Österreich sollte großzügiger mit Flüchtlingen aus Italien umgehen, die nach Deutschland wollen“, betonte Durnwalder.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Aussengrenzen Drohnen Satelliten
Europa

EU überwacht Außengrenzen mit Drohnen und Satelliten

Dank verstärkter Kooperation der EU-Grenzschützer sollen weniger Flüchtlinge auf hoher See sterben.
Leitartikel

Lampedusa: Die Grenzen öffnen? Unbedingt, aber in den Köpfen aller

Das Europaparlament beschloss am Donnerstag schärfere Grenzkontrollen. Damit allein ist noch lang kein Flüchtlingsproblem gelöst.
In drei Monaten 577 syrische Flüchtlinge zurückgeschoben
Österreich

577 syrische Flüchtlinge seit Juli zurückgeschoben

In den vergangenen drei Monaten wurden in Tirol 577 syrische Flüchtlinge aufgegriffen und nach Italien zurückgeschoben.
ITALY LAMPEDUSA BOAT IMMIGRANTS ACCIDENT
Europa

"Schande": Buh-Rufe für EU-Spitze auf Lampedusa

Nach der Flüchtlingstragödie wurden Kommissionschef Barroso und Malmström bei ihrer Ankunft auf der Mitelmeerinsel als "Mörder" beschimpft.
Flüchtlingsdrama: Gemeinsame EU-Mission im Mittelmeer?
Europa

Flüchtlingsdrama: Gemeinsame EU-Mission im Mittelmeer?

Die EU-Innenminister verwarfen die Forderungen aus Italien nach mehr Solidarität bei der Aufnahme von Asylwerbern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.